Künstler:in
Frede Troelsen
(* 1936 Aars / Dänemark, † 2014 Kærby / Dänemark)
Titel
Ende und Anfang / Kreuzweg, 5. Station
Datierung
2013
Technik
Granit
Beschreibung

Im Jahr 2013 wurde in Lübeck das 14-tägige Bildhauersymposium „Kreuzwege“ ins Leben gerufen, um für den bereits existierenden Kreuzweg und den neu entstandenen Märtyrerweg sichtbare Stationen zu schaffen. Der Kreuzweg, den der Lübecker Kaufmann Hinrich Konstin Mitte des 15. Jahrhunderts errichten ließ, ist einer der ältesten in Deutschland. Im Laufe der Zeit geriet er jedoch in Vergessenheit und von den einst sieben Stationen blieben nur die erste und die letzte erhalten. Anfang der 1990er Jahre beschloss eine kleine Gruppe Gläubiger, den früheren Kreuzweg am Karfreitag noch einmal zu begehen. Damit begann eine neue Kreuzwegtradition und es entstand die Idee, die zerstörten Stationen wieder zu vervollständigen. Da seit der Wiederentdeckung nur an fünf der einst sieben Stationen Andachten gehalten wurden, sollten auch nur fünf Skulpturen den Weg markieren.

 

Die Bildhauer Winni Schaak, Frede Troelsen, Karin van Ommeren und Jo Kley schufen zeitgenössische Stelen sowohl für den Kreuzweg als auch für den neu entstandenen Märtyrerweg, der an die vier Lübecker Geistlichen erinnert, die im Nationalsozialismus Widerstand leisteten und daraufhin hingerichtet wurden. Der Kreuzweg beginnt an St. Jakobi, führt zunächst die Breite Straße entlang zum Kanzleigebäude und wieder zurück durch die Große Burgstraße, das Burgtor und über das Burgfeld zur letzten Station auf dem sogenannten Jerusalems-Berg. Am Burgtor kreuzt er den Märtyrerweg, der sich über folgende vier Stationen erstreckt: Lutherkirche, Herz-Jesu-Kirche, Burgkloster und die Justizvollzugsanstalt Lauerhof. Die miteinander korrespondierenden Stelen aus Stahl beziehungsweise Granit sollen den Betrachter auf unterschiedliche Weise ansprechen. Sie sollen die christlichen und grundlegenden ethischen Werte symbolisieren wie Toleranz, Nächstenliebe oder Zivilcourage. Sie stehen aber auch als Mahnung gegen den Totalitarismus. Zudem lassen die abstrakten Stelen genug Raum für persönliche Interpretationen. Sie sind eigenständige Kunstwerke, die mit allen Sinnen erfasst werden wollen.

 

Die letzte Station auf dem Jerusalemsberg markierte eine heute noch erhaltene Kalksteintafel, auf der Christus am Kreuz dargestellt war. Jetzt beendet die Skulptur Ende und Anfang von Frede Troelsen den Lübecker Kreuzweg. Sie weist auf das Ende des Leidenswegs Jesu Christi hin. Gleichzeitig versinnbildlicht sie den Anfang, die Versöhnung mit Gott durch den Glauben an Christus, verbunden mit dem Aufruf zur Nächstenliebe. Im Gegensatz zu den anderen zeitgenössischen Kreuzwegskulpturen liegt die Stele der Länge nach auf dem Boden. Die geometrischen, kreuzartigen Formen, ein wesentliches Gestaltungsmerkmal des Künstlers, greifen ineinander, kunstvoll akzentuiert in unterschiedlicher Farb- und Oberflächenbeschaffenheit. Aufgrund ihrer Ausgewogenheit schafft die Skulptur Ruhe. Sie regt den Betrachter, auch ungeachtet des Kreuzwegthemas, zum Nachdenken an.

Biografie

Der Autodidakt Frede Troelsen wurde 1936 im dänischen Aars geboren. Er widmete sich bevorzugt der Bildhauerei, wobei er hauptsächlich die Materialien Stein und Holz verwendete. Daneben schuf er auch großformatige Zeichnungen, Collagen und Gemälde. Sein Werk wird gekennzeichnet durch einen unverwechselbaren, eigenen Stil, eine eigene Symbol- und Zeichensprache aus einfachen Figuren, die sich ineinander verflechten und sich dadurch verbinden. Seine künstlerischen Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert, beispielsweise 2002 in der Kunsthalle Brandts in Odense, Dänemark oder 2007 im Himmerlands Kunstmuseum in Aars, Dänemark.

Stifter
Entstanden im Rahmen des internationalen Bildhauersymposiums „Kreuzwege“, Lübeck 2013
Kategorie
Denkmal/Mahnmal
Standort
Jerusalemsberg, Jerusalems-Berg
Literatur
Karl Klotz, Der älteste Kreuzweg Deutschlands - neu gestaltet, in: Lübeckische Blätter, 9, 2014, S. 133f.

Bilder