Künstler:in
Richard Emil Kuöhl
(* 1880 Meißen, † 1961 Rolfshagen bei Bad Oldesloe)
Titel
Fassadenschmuck Gewerbe-Allegorien
Datierung
1925
Technik
Klinkerkeramik
Beschreibung

Die Gewerbeschule (heute Gewerbeschule für Nahrung und Gastronomie) an der Parade / Ecke Dankwartsgrube wurde 1924 von dem Architekten Friedrich Wilhelm Virck (1882-1926) erbaut. Ihre östliche schmale Giebelseite schmückt die Klinkerkeramik des Bildhauers und „Architekturplastikers“ Richard Emil Kuöhl. Über die Fläche zwischen den flachen Eckrisaliten spannt sich ein Rautenmuster aus Keramik, dessen einzelne Diagonalen parallel zur Neigung des Daches verlaufen. Die Spitzen der unteren Rauten ruhen auf vier halbsäulenartigen Formelementen, die an stilisierte Pflanzenstengel erinnern. Die solchermaßen gebildeten drei spitzgiebeligen Felder werden von drei Keramikskulpturen besetzt. Auf kleinen Konsolen und von kleinen gezackten Ziergiebelchen bekrönt stehen in den beiden äußeren Feldern die Figuren zweier Knaben, von denen der linke mit einem Zirkel den Durchmesser einer Kugel bestimmt, der rechte in seinen Händen ein Zahnrad hält. Die beiden Knaben verkörpern Schüler bzw. Lehrlinge, ihre Attribute dienen als allgemeine Verweise auf den Maschinenbau bzw. auf das Metallgewerbe und zugleich auf die Funktion des Gebäudes als Gewerbeschule. Der Lübecker Doppelkopfadler im mittleren Feld gibt zu erkennen, dass es sich bei der Gewerbeschule um eine städtische Einrichtung handelt.

Biografie

Richard Emil Kuöhl studierte nach einer Lehre in einer keramischen Modellfabrik in Meißen an der Kunstgewerbeschule in Dresden. 1912 siedelte er nach Hamburg über und entwickelte sich hier in den kommenden Jahrzehnten zu einem der meist beschäftigten bauplastischen Künstler, der mit seiner sogenannten Klinkerkeramik seinen Beitrag zur Wiederbelebung der Backsteinarchitektur leistete. Kuöhl schuf u.a. die Bauplastik an Fritz Högers Chilehaus sowie an Fritz Schumachers Hamburger Staatsbauten. Neben seiner Tätigkeit als „Architekturplastiker“ machte sich Kuöhl vor allem mit seinen zahlreichen Kriegerdenkmälern einen Namen. Seine Anpassung an die Ideologie der NS-Diktatur gab Anlass zu Vorwürfen, dennoch gelang ihm nach 1945 ein künstlerischer Neuanfang.

Kategorie
Bauplastik/-skulptur
Standort
Parade 2, Gewerbeschule, Fassade
Eigentümer
Hansestadt Lübeck
Literatur
Rudolf Schmidt, Richard Kuöhl, Berlin u.a. 1929 (Nachdr. Berlin 1998).

Adolf Christen, Richard Kuöhl (1880-1961), in: Jahrbuch des Alstervereins e.V., 1974/75, S. 49-57.

Peter W. Kallen, Skulptur am Bau in der Lübecker Altstadt, Lübeck 1990.