(* 1911 Berlin, † 1984 Lübeck)
Peter Thienhaus entwarf 1954 für die Holstentor-Gemeinschaftsschule die Metallgrafik Ikarus, die vom Städtischen Bauhof ausgeführt wurde und seither als Fassadenschmuck oberhalb des Haupteingangs angebracht ist. Sie wurde aus zahlreichen Metallstreben zusammengeschweißt und ist ca. 5 m hoch und 3 m breit. Insbesondere in dieser Arbeit zeigen sich Phantasie, Humor und Gestaltungsgespür des vielseitigen Künstlers, der mit dem gewählten Motiv den Schülerinnen und Schülern ein Lebensgleichnis mit auf den Weg gibt. Angespielt wird auf die Legende des Ikarus, der sich dem Rat seines Vaters widersetzte und bei seinen riskant angesetzten Flugversuchen in Sonnennähe abstürzte. Die Darstellung zeigt unterhalb der strahlenden Sonne eine stilisierte Männerfigur, deren schwarze Metallstreifen einen 6 cm-Montageabstand zur Wand haben. So „fliegt“ die Figur mit erhobenen Armen und ausgebreiteten Flügeln scheinbar der Sonne entgegen. An der unteren Flügelspitze ist rechts eine unregelmäßige Spirale – ein erdendes Labyrinth – direkt auf der Fassade befestigt. Insgesamt mahnt die Darstellung dazu, das Leben in seinen Gegebenheiten anzunehmen und nicht durch Übermut und Ungehorsam zu gefährden.
Peter Thienhaus wurde in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er von 1929 bis 1933 an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin u.a. bei Emil Orlik. Nach Abschluss seines Studiums war er erfolgreich als freier Grafiker und Buchillustrator tätig, bis er 1940 für den Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft ließ der Künstler sich 1948 in Lübeck nieder und war hier erst freischaffend, dann in der Bauverwaltung tätig. Ab 1959 arbeitete Thienhaus wieder freischaffend, zahlreiche Studienreisen führten ihn in den Mittelmeerraum und den Vorderen Orient. In den 1960er und 1970er Jahren übernahm der Künstler in Norddeutschland zahlreiche Aufgaben für „Kunst am Bau“ und experimentierte dabei mit vielfältigen Techniken und Materialien. In einer Fülle großer und kleiner Arbeiten ist sein künstlerisches Werk somit bis heute in Lübeck präsent.