Künstler:in
Hans Wimmer
(* 1907 Pfarrkirchen / Niederbayern, † 1992 München)
Titel
Jünglingstorso
Datierung
1951
Technik
Bronze
Beschreibung

Ausgehend von einer schon 1944 geschaffenen Zeichnung gestaltete Hans Wimmer im Jahr 1951 die lebensgroße Bronzefigur eines stehenden Jünglings. Den ersten Guss dieser Figur torsierte der Künstler, das heißt, er dezimierte die Arme und Beine, so dass ein klassisch anmutendes, auf Rumpf und Kopf konzentriertes Figurenfragment entstand. Dieser Jünglingstorso, der als Bestand des Museums für Kunst und Kulturgeschichte im Behnhausgarten aufgestellt ist, ist der erste Torso im Œuvre Hans Wimmers, der von dem Künstler als vollgültiges Werk angesehen wurde. Zudem handelt es sich bei ihm um ein Unikat, während die volle Figur, der Stehende Jüngling, in vier Bronzegüssen und einem Gipsabguss existiert. Charakterisiert werden sowohl der Lübecker Jünglingstorso als auch seine vollfigurige Version durch die reduzierte Darstellungsweise. Wimmers Anliegen war es nicht, das lebensnahe Bildnis eines Modells wiederzugeben. Vielmehr gestaltete er hier das Idealbild eines jungen Mannes, dessen asketisch-schlanker, straff aufgerichteter Körper sich in einer leicht angedeuteten Schrittbewegung befindet. Der Rumpf zeigt ein glattes, ebenmäßiges Erscheinungsbild und weist nur wenige Binnenkonturen auf. Der Kopf mit der schlichten Haartracht ist ein wenig nach vorne geneigt, das Gesicht zeigt einen ernsten und gesammelten, in sich gekehrten Ausdruck. Der Künstler fand in dieser Figur zu einer für ihn neuartigen Gestaltungsweise, die sich von seinen früher entstandenen, durch Bewegtheit und Porträthaftigkeit geprägten Plastiken unterscheidet.

Biografie

Hans Wimmer wurde 1907 im niederbayrischen Pfarrkirchen im Rottal geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Kunsterziehung und legte hier 1932 auch sein Examen ab. Plastische Arbeiten Bernhard Bleekers weckten jedoch sein Interesse für die Bildhauerei, und er begann 1928 ein Studium an der Münchner Akademie in der Bildhauerklasse von Bleeker. 1930 zeigte Wimmer erstmalig Arbeiten bei der Großen Münchner Kunstausstellung, ab 1936 war er als selbstständiger Bildhauer tätig. In den 1930er Jahren machte Wimmer bei Aufenthalten in Berlin und Paris die Bekanntschaft bedeutender Bildhauerkollegen wie Gerhard Marcks, Aristide Maillol und Charles Despiau. 1939 erhielt er das einjährige Rom-Stipendium der Villa Massimo. Berufungen an die Nürnberger Akademie sowie an die Münchner Akademie 1941 scheiterten an der Weigerung des Künstlers, der NSDAP beizutreten. 1943 wurde er zum Russlandfeldzug einberufen, eine Lähmung seines rechten Arms hatte 1944 jedoch seinen vorzeitigen Rücktransport von der Ostfront und einen einjährigen Lazarettaufenthalt zur Folge. 1946 begann er wieder zu arbeiten, 1949 erhielt Wimmer eine Professur an der Nürnberger Akademie, die er bis 1972 ausübte. 1950 wurde er mit dem Kulturpreis der Stadt München für Bildhauerei ausgezeichnet. Mehrere Einzelausstellungen fanden in den 1950er und 1960er Jahren statt; Wimmers Werk, insbesondere seine Kleinplastiken und Porträts, erfuhr große Anerkennung. Zudem erhielt er seit den 1950er Jahren größere öffentliche Aufträge. 1958 nahm er an der Biennale in Venedig teil. 1968 reiste er mit dem befreundeten Gerhard Marcks nach Griechenland, 1972 folgte eine Reise nach Kreta. 1977 wurde der Künstler mit eine großen Retrospektive geehrt, die in der Staatsgalerie Moderner Kunst München und dem Germanischen Nationalmuseum gezeigt wurde. Hans Wimmer starb 1992 in München.

Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Königstraße 3-11, Bürgergärten, Behnhausgarten
Literatur
Hans Wimmer, Kat. Ausst., Lübeck, Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Behnhaus, 20. Oktober - 2. Dezember 1962, Lübeck 1962.

Uta Kuhl, Hans Wimmer. Das plastische Werk, hrsg. vom Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloß Gottorf, Göttingen 1999.

Bilder