(* 1891 Hagen, † 1976 Lübeck)
Ebenso wie seine in Lübeck tätigen Künstlerkollegen Albert Aereboe und Peter Thienhaus schuf Curt Stoermer in den 1950er Jahren diverse grafische Metallarbeiten für Fassaden und Innenwände von Lübecker Schulen. Dabei griffen die drei Künstler verschiedenste bildnerische Themen auf. Stilistisch stehen sich diese Werke sehr nahe. Die stark reduzierten figürlichen Darstellungen sind aus schmalen Metallstreben geformt, welche die Funktion einer gezeichneten Linie einnehmen. Vereinzelt betonen flächige Partien aus Metallblech die linearen Darstellungen. Trotz ihrer motivischen Vereinfachungen sind die Bilder komplex konzipiert und jeweils in sich abgeschlossen, so dass sie an Embleme erinnern.
Für eine Außenwand der Schule Utkiek schuf Curt Stoermer drei Einzeldarstellungen von musizierenden Menschen, die in einer lockeren Anordnung zueinander platziert wurden. In der unteren Ebene sitzt links eine wohl Schalmei spielende, rechts eine wohl Gambe spielende Figur, über ihnen formiert sich eine Gruppe von vier dicht beieinanderstehenden Singenden. Sowohl bei der Wahl der dargestellten Musikinstrumente als auch der lockeren, an Tuniken erinnernden Kleidung griff Stoermer auf Bildelemente des antiken und frühneuzeitlichen Italiens zurück. Frühchristliche Mosaike und Fresken der Renaissancezeit beeindruckten den Künstler bei seinen ausgedehnten Reisen im Mittelmeerraum Anfang der 1930er und 1950er Jahre tief und beeinflussten sein künstlerisches Schaffen nachhaltig.
Angeregt durch die Gründung des Museum Folkwang in seiner Heimatstadt Hagen und seine Bekanntschaft mit Christian Rohlfs begann Curt Stoermer ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, welches er ab 1909 in Paris an der Académie Colarossi und der Académie Julian fortsetzte. Hier lernte er Heinrich Vogeler kennen und begleitetet ihn 1912 nach Worpswede, wo er sich zu einem Vertreter des Worpsweder Expressionismus entwickelte. Seine erste Einzelausstellung erhielt Stoermer im Oktober 1912 im Folkwang-Museum, auch einige seiner Holzschnitte konnte er in dieser Zeit veröffentlichen, u.a. in der berühmten Berliner Zeitschrift „Der Sturm“. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg machte er die Bekanntschaft des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff, mit dem er eng befreundet blieb. Ab 1921 lebte Stoermer in Lübeck und wandte sich der Glasmalerei zu. Ein Stipendium der Villa Massimo ermöglichte ihm 1931 eine ausgedehnte Studienreise nach Dalmatien und Italien. 1932 gehörte Stoermer zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Werkgruppe Lübeck“. Sein Atelier wurde beim Bombenangriff 1942 zerstört. Nach dem Ende des Krieges erhielt der Künstler zahlreiche Aufträge für Ausschmückungen an öffentlichen Bauten, die noch heute in der Hansestadt zu finden sind.