Künstler:in
Georg Weiland
(* 1928 Blowatz bei Wismar, † 1999 Reinfeld bei Lübeck)
Titel
Orchester
Datierung
1962
Technik
Sgraffito
Beschreibung

Ab etwa 1899 begannen in Lübeck die Planungen für den Bau eines großen städtischen Veranstaltungssaals, der für Theater- und Konzertaufführungen zur Verfügung stehen sollte, 1904 wurde der Bau an der Mühlenbrücke vollendet. Seine heute noch erhaltene historistische Front öffnete sich zur Mühlenstraße hin mit Geschäften, Wohnungen (heute Geschäftsräumen), einem Restaurant und dem Foyer. Dahinter erstreckte sich der Veranstaltungssaal in neobarocker Ausgestaltung. Aufgrund der unzureichenden Akustik wurde die Stadthalle 1919 zu einem Kino umgestaltet, den „Stadthallen-Lichtspielen“. Der große Saal fiel dem Bombardement Lübecks 1942 zum Opfer. 1952 begann man mit dem Neubau, wiederum konzipiert als Mehrzweckbau für verschiedene Aufführungen.

 

Eine Wandarbeit von Georg Weiland, die dieser im Rahmen von „Kunst am Bau“ schuf, findet sich recht versteckt im zum Krähenteich gelegenen Hinterhof des Baus. Es handelt sich um ein vertikales Wandfeld, das auf einer Höhe von etwa drei Metern ansetzt und bis zur Dachtraufe hinaufreicht. Heute ist es leider monochrom überstrichen, so dass es optisch mit der Gebäudewand verschmilzt, zudem wird es zu großen Teilen von einer Feuertreppe und deren Überdachung verdeckt.

Weiland nutzte das Sgraffito, eine mehrschichtige Verputztechnik, um ein ursprünglich farbiges Wandrelief zu gestalten. Gemäß dem Titel Orchester setzte er in extremer Vergrößerung stilisierte Versatzstücke von verschiedenen Musikinstrumenten nahtlos nebeneinander, so dass sich ein dichtes Geflecht von scheinbar abstrakten geometrischen Formen ergab. Erst bei genauerem Hinsehen sind die Bauteile der Instrumente erkennbar: Klangstäbe und Schlegel eines Xylophons, Schalltrichter und Ventile von Blechblasinstrumenten, Wirbel und Schnecken von Saiteninstrumenten sowie vereinfachte Darstellungen von Flöten, Klarinette und Fagott. Mit diesem musikalischen Thema nahm der Künstler Bezug auf die ursprünglich geplante Nutzung der Stadthalle als Konzert- und Theatersaal - auch wenn sie bis heute ausschließlich als Kino genutzt wird.

Biografie

Georg Weiland begann nach einer ersten künstlerischen Ausbildung als Schüler des Lübecker Bildhauers und Grafikers Walther Jahn 1953 ein Studium an der Landeskunstschule Hamburg in der Klasse für Freie Grafik, Illustration und Entwurf von Alfred Mahlau und der Keramikklasse von Otto Lindig. Ab 1958 arbeitete Weiland als Maler und Bildhauer in Lübeck, bevor er 1967 in Reinfeld ansässig wurde. 1977 übernahm er in Vertretung die Leitung der Bildhauerklasse an der heutigen Muthesius Kunsthochschule in Kiel und wurde dort zwei Jahre später Lehrbeauftragter für plastisches und bildhauerisches Gestalten. Das Arbeitsfeld des Künstlers umfasste Plastik, Malerei und Grafik. Besondere Bekanntheit erlangten seine Beton- und Bronzereliefs, von denen sich auch im öffentlichen Raum der Hansestadt Lübeck einige Beispiele finden. 1999 starb Georg Weiland in Reinfeld. Bereits Anfang der 1980er Jahre hatten ihn gesundheitliche Gründe zur Aufgabe seiner künstlerischen Tätigkeit gezwungen.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
Kunst am Bau
Standort
Mühlenbrücke 11, Stadthalle, Fassade im Hinterhof
Literatur
Künstler in Lübeck 1946-1986: Dokumentation der Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer (Veröffentlichung des Senats der Hansestadt Lübeck, Amt für Kultur, Reihe A), Lübeck 1986.

Hans Jürß, Mecklenburger Künstler in Schleswig-Holstein, Kat. Ausst. Eutin, Ostholstein-Museum, 30. Okt. - 19. Nov. 1989, Eutin 1989.

Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.