Künstler:in
Peter Thienhaus
(* 1911 Berlin, † 1984 Lübeck)
Titel
Griffschalen Ratsherr und Frau
Datierung
1961
Technik
Emaille- und Glasmosaik in Metallfassungen
Beschreibung

An der Eingangstür des Börsensaals im Rathaus ist eine charmante zweiteilige Arbeit des Künstlers Peter Thienhaus aus dem Jahr 1961 zu entdecken. Mit den Griffschalen der beiden Türflügel gestaltete er kleine Emaillekunstwerke von leuchtender Farbigkeit. Es sind ausdrucksvolle Figurendarstellungen, die durch das Kombinieren einfacher geometrischer Formen und den weitgehenden Verzicht auf Binnenstrukturen erreicht wurden. Ihre Flächensegmente sind im bewussten Farbkontrast zueinander gesetzt und mit schlichten schwarzen Metallstegen aneinandergefügt, sie erinnern an farbige Glasfenster. Dargestellt sind in stark stilisierter Form ein Ratsherr und seine Frau in mittelalterlicher Tracht. Die beiden Figuren heben sich vor einem einheitlichen wasserblauen Hintergrund ab. Der Ratsherr auf der linken Griffschale ist gekennzeichnet durch eine schwarze Robe, ein schwarzes Barett und einen weißen Kragen, das Haar ist gut kinnlang. Mit beiden Händen hält er vor sich ein großes Schriftstück, offenbar ein Rechtsdokument, das mit einem roten herabhängenden Siegel versehen ist. Seine Frau auf der rechten Griffschale trägt ein dunkles Kleid mit langen schmalen Ärmeln, einem ausladenden Rock und einem bunten Mieder in Rot und Grün, ihre Hände hat sie etwas oberhalb der Taille ineinandergelegt. Ihre weiße Haube, die das Haar vollständig bedeckt und nur das Gesicht freilässt, kennzeichnet sie als verheiratete Frau von Stand. Eine stilistisch sehr ähnliche, allerdings humoristischer angelegte Emaillearbeit schuf Thienhaus im selben Jahr auch für den Eingang des Ratskellers, diese Griffschalen mit der Darstellung zweier Köche sind jedoch nicht mehr erhalten.

Biografie

Peter Thienhaus wurde in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er von 1929 bis 1933 an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin u.a. bei Emil Orlik. Nach Abschluss seines Studiums war er erfolgreich als freier Grafiker und Buchillustrator tätig, bis er 1940 für den Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft ließ der Künstler sich 1948 in Lübeck nieder und war hier erst freischaffend, dann in der Bauverwaltung tätig. Ab 1959 arbeitete Thienhaus wieder freischaffend, zahlreiche Studienreisen führten ihn in den Mittelmeerraum und den Vorderen Orient. In den 1960er und 1970er Jahren übernahm der Künstler in Norddeutschland zahlreiche Aufgaben für „Kunst am Bau“ und experimentierte dabei mit vielfältigen Techniken und Materialien. In einer Fülle großer und kleiner Arbeiten ist sein künstlerisches Werk somit bis heute in Lübeck präsent.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
Kunst am Bau
Standort
Breite Straße 64, Rathaus, Großer Börsensaal, Eingangstür
Literatur
Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.

Bilder