Künstler:in
Klaus Kütemeier
(* 1939 Delmenhorst, † 2013 Hamburg)
Titel
Stehende weibliche Figur
Datierung
1981
Technik
Schwarzer Granit/Diabas
Beschreibung

Hochkonzentriert und selbstbewusst präsentiert sich die Stehende weibliche Figur von Klaus Kütemeier im Kreuzhof des Museumsquartiers. Der unbekleidete Körper mit den kräftigen Gliedmaßen verharrt hoch aufgerichtet in einem kleinen Ausfallschritt. Die gesamte Figur strahlt eine spannungsvolle Energie aus und lässt an eine Athletin denken, die sich unmittelbar vor einer sportlichen Leistung geistig und körperlich sammelt. Tatsächlich weist die Kugel in ihrer rechten Hand sie als Sportlerin aus; mit entschlossenem Gesichtsausdruck und festem Blick scheint sie ein Ziel ins Auge zu fassen und sich auf ihren Wurf vorzubereiten.

 

Dem Künstler gelingt es meisterhaft, die Körperspannung und Konzentration der Athletin in seinem schwer zu bearbeitenden Werkstoff umzusetzen. Ihre individuellen, markanten Gesichtszüge gehen offenbar auf ein konkretes Modell zurück, das dem Künstler posierte, denn ihre Physiognomie findet sich mehrfach bei Skulpturen Kütemeiers aus den frühen 1980er Jahren. Dennoch hat die Figur nichts Anekdotisches. Der Künstler schildert mit ihr keine spezifische Geschichte, sondern erhebt sie zu einer zeitlosen, allgemeingültigen Darstellung von Jugend, Schönheit, Kraft und Entschlossenheit, die an Statuen der klassischen Antike erinnert.

Biografie

Klaus Kütemeier wuchs in Lübeck auf und studierte von 1960 bis 1966 bei Gustav Seitz an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Schon während seines Studiums entdeckte Kütemeier die klassische Steinbildhauerei für sich; die Arbeit mit harten Steinsorten ohne maschinelle Hilfsmittel behielt er zeitlebens bei. 1964 erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, ab 1966 arbeitete er als freier Bildhauer in Hamburg. Neben seinen Steinskulpturen, die mit ihren vollkommen glatt polierten Oberflächen keine Spuren des Werkprozesses aufweisen, schuf Kütemeier auch Bronzeplastiken, bei denen er die Modellierarbeit an dem zugrundeliegenden Tonmodell sichtbar beließ. Thematisch konzentrierte sich der Künstler auf die menschliche Figur in klassischer statuarischer Haltung, die an antike ägyptische oder griechische Vorbilder denken lässt, daneben entstanden jedoch auch surreal anmutende zeichenhafte Figuren. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Ernst-Rietschel-Kunstpreis für Bildhauerei in Dresden ausgezeichnet, 2010 widmete das Landesmuseum Schloss Gottorf dem Künstler eine umfangreiche Retrospektive. 2013 starb Klaus Kütemeier in Hamburg. Zahlreiche seiner Skulpturen befinden sich im öffentlichen Raum in Norddeutschland.

Stifter
Dauerleihgabe der Gustav Seitz Stiftung Hamburg
Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
St.-Annen-Straße 15, Museumsquartier St. Annen, Kreuzhof
Eigentümer
Gustav Seitz Stiftung Hamburg
Literatur
Eine herrlich langsame Kunst. Klaus Kütemeier. Bildhauerei 1963-2009, Kat. Ausst., Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, 14. Feb. - 5. Apr. 2010, Gottorf 2010.

Brigitte Heise, Zum Tod des Bildhauers Klaus Kütemeier, in: Lübeckische Blätter, 14, 2013, S. 245f.

Bilder