Künstler:in
Dagmar Schulze-Ross
(* 1926 Eisenach, † 2012 Kiel)
Alfred Ross
(* 1927 Essen, † 2007 Kiel)
Titel
Traumlandschaft mit Vögeln
Datierung
1965
Technik
Glasmalerei
Beschreibung

Dagmar Schulze-Ross und Alfred Ross lernten sich im Stuttgarter Atelier ihres Professors, dem Maler Willi Baumeister, kennen. Ein gemeinsamer Besuch der Kathedrale von Chartres weckte bei den beiden Künstlern die Faszination für farbige Glasmalerei, die sie ihr Leben lang begleiten sollte und ihr künstlerisches Werk maßgeblich prägte. Annähernd 50 Glasarbeiten in öffentlichen Gebäuden führten sie in den folgenden Jahrzehnten teils einzeln, teils in Gemeinschaftsarbeit aus. Manche ihrer Werke sind gänzlich abstrakt gehalten und lassen Licht und Farbe für sich ihre Wirkung entfalten, andere Glasfenster, meist in kirchlichem Kontext, beinhalten aufwendige figürliche Programme.

 

Das große Fenster im Treppenhaus der Schule Roter Hahn zeigt in 16 Feldern eine weitgehend abstrakte Komposition. In der obersten Reihe der Glasfelder dominieren helle Blau- und Grüntöne; sie stehen in der Traumlandschaft wohl für einen hellen, sommerlichen Himmel. Die unterste Reihe zeigt eine Vielfalt von Grünabstufungen und kann als Gras- oder Sumpffläche gelesen werden. In den mittleren acht Feldern sind vor allem dunkle Töne präsent und es finden sich einzelne Farbakzente in Rot- und Lilatönen, wodurch der Eindruck eines dichten Gehölzes hervorgerufen wird. In diesem Dickicht lassen sich die stilisierten Gestalten verschiedener Vogelarten, etwa Enten, Tauben und Gänse, erkennen. Die Glasfenster erhält seine besondere Wirkung durch die Lebendigkeit der verwendeten Formen und die Leuchtkraft und Vielfalt der Farbnuancen.

Biografie

Dagmar Schulze wurde 1926 in Eisenach als Tochter des Architekten Edwin Schulze geboren. Sie studierte von 1946 bis 1948 Malerei an der heutigen Muthesius Kunsthochschule in Kiel bei Werner Lange, von 1949 bis 1950 setzte sie ihre künstlerische Ausbildung bei Willi Baumeister an der Kunstakademie Stuttgart sowie bei Ida Kerkovius und Nora Ruthenberg fort. In Baumeisters Atelier knüpfte Schulze nicht nur zahlreiche Kontakte zu anderen Künstlerinnen, sondern lernte dort auch ihren späteren Ehemann Alfred Ross kennen. In den 1950er Jahre führte sie erste Aufträge für Kirchenfenster in Heide und Kiel aus. 1960 ließ sie sich zusammen mit Alfred Ross in Kiel nieder, drei Jahre später heiratete das Paar. In den folgenden Jahrzehnten schuf die Künstlerin, zum Teil gemeinsam mit ihrem Mann, über 40 Arbeiten für „Kunst am Bau“ vorwiegend in Schleswig-Holstein. Neben Bleiglasfenstern umfasst ihr Werk Schliff- und Dallglasfenster sowie Brunnen und Tapisserien. Bis 1983 arbeitete Schulze-Ross auch in der Pädagogik und Heilpädagogik. Nach der Trennung von ihrem Ehemann unternahm sie 1988 eine Reise nach Thailand, es folgte eine intensive Schaffenszeit, in der sie malte, aber auch mit Papier, Naturmaterialien und Glas arbeitete. Ab 1989 führte die Künstlerin weitere Aufträge für Kirchenfenster und Wandbilder aus. Bis kurz vor ihrem Tod war sie künstlerisch tätig, 2012 starb Dagmar Schulze-Ross in Kiel.

Der 1927 in Essen geborene Alfred Ross absolvierte 1942 bis 1944 ein Volontariat in der Bühnenbildnerei des Essener Theaters, 1944 studierte er für zwei Semester an der Folkwangschule Essen. Wenige Jahre später lernte Ross bei der Ausführung eines von Willi Baumeister entworfenen Bühnenbildes den Maler persönlich kennen und folgte ihm nach Stuttgart. Hier begann Ross 1950 ein Studium bei Baumeister an der Kunstakademie und lebte und arbeitete in dessen Atelierhaus, wo er auch seine künftige Ehefrau Dagmar Schulze kennenlernte. Mitte der 1950er Jahre entdeckte Ross bei einem Besuch der Kathedrale von Chartres die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Glaskunst und fand in dem dortigen Bodenlabyrinth sein eigenes künstlerisches Hauptmotiv. Ab 1957 erarbeitete er, oft zusammen mit Dagmar Schulze, zahlreiche Werke als „Kunst am Bau“, zumeist Blei- und Dallglasfenster, aber auch Bodenmosaike und Brunnen. Daneben schuf er Gemälde und plastische Arbeiten in unterschiedlichsten Materialien, die zumeist das Labyrinth zum Thema haben. 1960 ließ sich das Paar in Kiel nieder, hier arbeitete Alfred Ross auch als Kunsterzieher am Gymnasium sowie als Kunsttherapeut in der psychiatrischen Nachsorge. Nach der Trennung von seiner Ehefrau lebte Ross von 1986 bis 2001 in seiner Heimatstadt Essen, wo er zu seiner intensivsten malerischen Schaffensphase fand. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Künstler wieder in Kiel, wo er 2007 starb.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
Kunst am Bau
Standort
Schneidemühlstraße 1, Schule Roter Hahn, Treppenhaus
Literatur
Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.

Bilder