(* 1955 Utrecht / Niederlande, lebt und arbeitet in Pietrasanta / Italien)
Im Jahr 2013 wurde in Lübeck das 14-tägige Bildhauersymposium „Kreuzwege“ ins Leben gerufen, um für den bereits existierenden Kreuzweg und den neu entstandenen Märtyrerweg sichtbare Stationen zu schaffen. Der Kreuzweg, den der Lübecker Kaufmann Hinrich Konstin Mitte des 15. Jahrhunderts errichten ließ, ist einer der ältesten in Deutschland. Im Laufe der Zeit geriet er jedoch in Vergessenheit und von den einst sieben Stationen blieben nur die erste und die letzte erhalten. Anfang der 1990er Jahre beschloss eine kleine Gruppe Gläubiger, den früheren Kreuzweg am Karfreitag noch einmal zu begehen. Damit begann eine neue Kreuzwegtradition und es entstand die Idee, die zerstörten Stationen wieder zu vervollständigen. Da seit der Wiederentdeckung nur an fünf der einst sieben Stationen Andachten gehalten wurden, sollten auch nur fünf Skulpturen den Weg markieren.
Die Bildhauer Winni Schaak, Frede Troelsen, Karin van Ommeren und Jo Kley schufen zeitgenössische Stelen sowohl für den Kreuzweg als auch für den neu entstandenen Märtyrerweg, der an die vier Lübecker Geistlichen erinnert, die im Nationalsozialismus Widerstand leisteten und daraufhin hingerichtet wurden. Der Kreuzweg beginnt an St. Jakobi, führt zunächst die Breite Straße entlang zum Kanzleigebäude und wieder zurück durch die Große Burgstraße, das Burgtor und über das Burgfeld zur letzten Station auf dem sogenannten Jerusalems-Berg. Am Burgtor kreuzt er den Märtyrerweg, der sich über folgende vier Stationen erstreckt: Lutherkirche, Herz-Jesu-Kirche, Burgkloster und die Justizvollzugsanstalt Lauerhof. Die miteinander korrespondierenden Stelen aus Stahl beziehungsweise Granit sollen den Betrachter auf unterschiedliche Weise ansprechen. Sie sollen die christlichen und grundlegenden ethischen Werte symbolisieren wie Toleranz, Nächstenliebe oder Zivilcourage. Sie stehen aber auch als Mahnung gegen den Totalitarismus. Zudem lassen die abstrakten Stelen genug Raum für persönliche Interpretationen. Sie sind eigenständige Kunstwerke, die mit allen Sinnen erfasst werden wollen.
Die Skulptur Vier Kreuze erinnert an die vier Lübecker Geistlichen, die während des Nationalsozialismus Widerstand leisteten und daraufhin hingerichtet wurden. Die Bildhauerin Karin van Ommeren fasst die Geschichte der drei römisch-katholischen Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange sowie des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink in einer einzigen abstrakten Steinskulptur zusammen. Jedes eingemeißelte Kreuz symbolisiert dabei einen Märtyrer. In beeindruckender Weise nutzt die Künstlerin die natürliche Beschaffenheit des Granitsteins. Zwei Seiten der Stele gestaltet sie glatt, die beiden anderen Seiten weisen eine grobe Struktur auf. Dieses Wechselspiel lädt den Betrachter ein, sie zu umschreiten und zu berühren. Dabei mag man an die vier Märtyrer denken, die in der Justizvollzugsanstalt Lauerhof einsaßen, bevor sie verurteilt wurden.
Karin van Ommeren wurde 1955 in Utrecht in den Niederlanden geboren. In den Jahren 1978 bis 1982 studierte sie am Hoger Instituut Sint Lukas und an der Akademie der Bildenden Künste in Brüssel, wo sie eine Sonderausbildung zur Steinbildhauerin absolvierte. Von 1984 bis 1990 war sie als Dozentin für Bildhauerei in Amsterdam und in Haarlem tätig. Die Künstlerin nahm an vielen Einzel- und Gruppenausstellungen sowie an Bildhauersymposien in unterschiedlichen Ländern teil. Zudem erhielt die international anerkannte Bildhauerin, die auch in Asien eine rege Ausstellungstätigkeit unterhält, diverse Preise und Auszeichnungen. Karin van Ommeren lebt und arbeitet in Pietrasanta in Italien.