(* 1934 Wismar, † 2023 Löchgau bei Ludwigsburg)
Anfang der 1990er Jahre setzte sich Karl-Henning Seemann mit der Thematik auseinander, Bewegung innerhalb des statischen Mediums Bildhauerei überzeugend zum Ausdruck zu bringen. Hierbei sollte die Bewegung nicht nur visuell angedeutet, sondern der Bewegungsvorgang in seinen Phasen real abgebildet werden. In diesem Zusammenhang entstand auch die Bronzeplastik Aufspringender auf dem Gelände der Agentur für Arbeit. Der Vorgang des Aufspringens aus einer liegenden Haltung wurde von Seemann umgesetzt, indem er die Decke, die bei der dynamischen Aufwärtsbewegung beiseite geworfen wird und hinter dem Aufspringenden herab fällt, in ihren verschiedenen, die Bewegungsphasen begleitenden Faltenwürfen festhielt. Die Figur des Aufspringenden entwickelt sich dabei ganz aus den bewegten Stoffwülsten der Decke. Es entsteht so ein spiralförmiger Aufwärtswirbel, der größte Dynamik ausdrückt.
Karl-Henning Seemann wurde 1934 in Wismar geboren. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er von 1953 bis 1955 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst Berlin-Weißensee sowie von 1955 bis 1959 u.a. bei Bernhard Heiliger an der Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg. Im Anschluss daran war er zunächst als Kunsterzieher in München tätig. Später lehrte er an der TH Braunschweig, der Fachhochschule Aachen und von 1974 bis 1997 als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ab 1975 lebte und arbeitete Seemann im schwäbischen Löchgau. Er war insbesondere für seine zahlreichen Skulpturen im öffentlichen Raum bekannt.