Künstler:in
Erhard Göttlicher
(* 1946 Graz, lebt und arbeitet in Uetersen)
Titel
Das Auge
Datierung
1991
Technik
lackierte Aluminiumplatten, Acrylfenster
Beschreibung

Bei der Wandarbeit, die Erhard Göttlicher für die Mensa des Lübecker Campus schuf, entfernte er sich auf den ersten Blick von für ihn typischen realistischen Bildsprache. Das große Wandfeld über dem Mensa-Eingang zeigt ein scheinbar abstraktes Mosaik aus lackierten Aluminiumplatten in Rosa-, Violett- und Grautönen. Erst aus einiger Entfernung betrachtet offenbaren sie sich als Bausteine einer grob gerasterten Darstellung eines menschlichen Auges samt Nasenwurzel und Augenbraue. Im Spiegelbild der gläsernen Gebäudefassade, die sich im rechten Winkel an das Wandfeld anschließt, verdoppelt sich die Darstellung, so dass die obere Hälfte eines Gesichtes sichtbar wird. Die Arbeit bezieht jedoch nicht nur ihre äußere Umgebung mit ein, sondern verbindet auch Außen- und Innenraum. Denn die Wandfläche zeigt im Inneren der Mensa das gleiche Augenmotiv wie auf der Fassade, ein kleines ausgespartes Fenster in der Pupille stellt die physische Verbindung her.

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Göttlichers Werk ist die zeitgenössische Interpretation eines Mosaiks - einer uralten Technik, mit der kleine, jeweils einfarbige Plättchen aus Keramik, Stein oder Glas so auf einer Fläche nebeneinandergesetzt werden, dass sie in der Gesamtansicht figürliche Darstellungen oder Ornamente formen. Zugleich spielt der Künstler mit menschlichen Wahrnehmungsgewohnheiten und setzt dem „Beobachten“ seines Werkes ein „Beobachtet-Werden“ entgegen.

Biografie

Der gebürtige Österreicher Erhard Göttlicher begann seine künstlerische Ausbildung 1967 an der Werkkunstschule Wiesbaden. Nach einer Zwischenstation an der Kunstindustriskole Kopenhagen schloss er sein Designstudium 1971 an der ehemaligen Werkkunstschule, dann Fachhochschule für Design, in Bielefeld ab. Im Anschluss studierte er an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg. Bereits zu diesem Zeitpunkt richteten Galerien im In- und Ausland erste Einzelausstellungen für seine realistische Malerei aus. Nach seinem Studienabschluss lehrte Göttlicher ab 1975 an seiner Hochschule als Dozent für Zeichnen, 1980 wurde er zum Professor berufen. Stipendien ermöglichten dem Künstler in dieser Zeit Arbeitsaufenthalte in Italien und auf Kuba. 1984 wechselte er als Professor an die Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) in das Department Design, 1987-1993 war er künstlerischer Direktor der Pentiment, der Internationalen Akademie für Kunst und Gestaltung der HAW. Seit Anfang der 1970er Jahre arbeitete Göttlicher auch als Presse- und Buchillustrator. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen sowie Auszeichnungen begleiten sein künstlerisches Schaffen. Göttlichers Gemälde und Zeichnungen thematisieren auf kritisch-ironische Weise und aus ungewöhnlichen Perspektiven heraus gesellschaftliche Missstände, aber auch Begebenheiten des alltäglichen Lebens.

Kategorie
Wandgestaltung
Standort
Mönkhofer Weg 241, Campus Lübeck (UKSH), Gebäude 59 (Mensa)

Bilder