(* 1926 Lübeck, † 2012 Berkenthin bei Lübeck)
Der Goldene Schnitt ist die Bezeichnung für ein mathematisches Prinzip, das bereits in der Antike bekannt war. Es geht darum, eine Strecke so in zwei Teilstrecken zu unterteilen, dass sich die längere Teilstrecke (a) zur kürzeren Teilstrecke (b) verhält wie die Gesamtstrecke zur längeren Teilstrecke (a / b = a + b / a). Als Symbol für den Goldenen Schnitt wird meist der griechische Buchstabe Φ verwendet.
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Das Prinzip wird nicht nur in der Mathematik behandelt, sondern findet auch Anwendung in der Architektur und Bildenden Kunst. Er kommt zudem gelegentlich in der Natur vor, etwa bei der Gestalt von Blättern und Blütenständen mancher Pflanzen. Auch den menschlichen Proportionen kann dieses Teilungsverhältnis ungefähr zugrunde gelegt werden.
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Seit dem 19. Jahrhundert gilt der Goldene Schnitt in der Ästhetik und der künstlerischen Praxis als idealtypisches Prinzip beim Aufbau von Bauwerken, Skulpturen und Gemälden, da es als besonders harmonisch empfunden wird. Bei antiken und mittelalterlichen Gebäuden wie Tempeln oder Kathedralen sowie bei Gemälden seit der Renaissancezeit kann des Öfteren eine Aufteilung nach dem Goldenen Schnitt gefunden werden, jedoch ist meist unklar, ob es sich um absichtlich oder intuitiv gewählte Konstruktionsverhältnisse handelt. In der modernen und zeitgenössischen Kunst und Architektur haben sich zahlreiche Künstler gezielt mit den Maßverhältnissen des Goldenen Schnitts beschäftigt und sie ihren Werken eingeschrieben.
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Hans Voßgrag war als Architekt und Künstler auf verschiedenen Ebenen mit Konstruktionsprinzipien befasst und setzte in dieser Wandarbeit dem Goldenen Schnitt ein Denkmal. Er nutzte hierfür abstrahierte Symbole. Im oberen Bereich thematisierte er das grundsätzliche Prinzip der Streckenteilung, darunter führte er drei Anwendungsgebiete bzw. naturgegebene Bezüge auf: links ist die menschliche Proportion dargestellt, mittig ein Bespiel für die Anwendung bei der Komposition abstrakter Malerei und rechts die Aufsicht einer nach dem Goldenen Schnitt konstruierten Pyramide.
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Voßgrag kombinierte für diese Wandarbeit Malerei und Relief - die auf die Farben Rot, Weiß und Grau reduzierten Darstellungselemente sind zugleich in die Wand eingetieft und erzielen dadurch eine besonders eindrückliche Wirkung.
Der Architekt Hans Voßgrag wurde 1926 in Lübeck geboren. In den Jahren 1949 bis 1953 absolvierte er ein Studium an der Lübecker Bauschule. 1954 folgte die erste Anstellung im Lübecker Büro Horenburg. Wenig später machte er sich selbstständig und gründete ein eigenes Planungsbüro an der Untertrave. Er erhielt zahlreiche bedeutende Aufträge sowohl in Lübeck wie auch im gesamten Bundesgebiet. Zudem gewann er viele Wettbewerbe. Voßgrag war auch privat künstlerisch aktiv. So dokumentierte er sein Leben und Werk in vielen grafischen Arbeiten. Der Künstler und Architekt starb im Jahre 2012 in Berkenthin. Das Büro Voßgrag wird in Lübeck von seinem Sohn weitergeführt.