(* 1932 Tábor / Tschechoslowakei, † 2017 Hamburg)
Mit den Drei Stehenden scheinen sich drei Personen im Innenhof des St. Annen-Museums zu einem regen Gespräch zusammengefunden zu haben. Obgleich es sich bei dem Skulpturengruppe von Jan Koblasa um schlichte, abstrakte Stelen handeln, weisen diese dennoch eine so unterschiedliche Charakteristik, „Physiognomie“ und „Körpersprache“ auf, dass man drei Individuen zu erkennen vermeint: Zwei dünne und eine dickere Figur, die sich lebhaft einander zuwenden, die „Köpfe“ interessiert geneigt. Mit minimalen Mitteln gelingt es dem Künstler, den Stelen Leben und Persönlichkeit einzuhauchen. Die rau und unregelmäßig gehaltene Oberfläche erzeugt eine zusätzliche Individualität. Im Garten der Bonner Galerie Hennemann stand bis 1979 ein riesiger Ahornbaum, der aufgrund von Bauarbeiten in diesem Jahr gefällt werden musste. Jan Koblasa, der als Künstler in der Galerie zu Gast war, entschloss sich, das gesamte Holz des alten Baumes zu Skulpturen zu verarbeiten, so dass dieser unter der Maxime „Belebung des Baumes (Zweiter Tod des Baumes)“ in Gestalt zahlreicher Kunstwerke fortbestehen konnte. Zu diesen im Sommer 1980 entstandenen Holzskulpturen zählt auch das Original der Drei Stehenden, von dem anschließend drei Bronzeabgüsse erstellt wurden. Es handelt sich hier um das erste Exemplar der drei Güsse, das der Unternehmer und Kunstförderer Dr. Dietrich Schulz der Kunsthalle St. Annen zur Eröffnung schenkte.
Der tschechische Bildhauer, Maler und Grafiker Jan Koblasa studierte von 1952 bis 1958 an der Prager Akademie der Bildenden Künste. In den 1960er Jahren bereiste er Westeuropa. Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes und die Niederschlagung des Prager Frühlings hielten Koblasa von einer Rückkehr in seine Heimat ab. 1968/69 arbeitete er zunächst von Mailand aus und wechselte 1969 nach Kiel, wo er einen Lehrstuhl für Bildhauerei an der heutigen Muthesius Kunsthochschule erhielt. Seine Lehrtätigkeit dort endete erst 1998. Von 2002 bis 2005 lehrte er als Professor für Bildhauerei an der Prager Akademie der Bildenden Künste. Er wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. So erhielt er 2003 die Silberne Medaille der Prager Karlsuniversität für sein Lebenswerk, 2012 wurde sein Œuvre mit einer großen Werkschau auf der Prager Burg gewürdigt.
Koblasa - Skulpturen: St. Petri zu Lübeck, Sommer 1994, Kat. Ausst., St. Petri zu Lübeck, Neumünster 1994.