Künstler:in
Rainer Wiedemann
(* 1946 Bremen, lebt und arbeitet in Lübeck)
Titel
Fisch im Kopf
Datierung
2018
Technik
Eichenholz und Edelstahl
Beschreibung

Mitte der 1990er Jahre begann Rainer Wiedemann mit Eichenholz zu arbeiten, das er in großen Schnitten zu abstrakten Objektskulpturen aufstellte. Eichenholzschnitte in Kombination mit Edelstahl nutzte der Künstler 2018 auch für sein skulpturales Werk Fisch im Kopf für den Skulpturenpfad am Stecknitzkanal. Es thematisiert die harte Arbeit des Treidelns, das jahrhundertelang den Schiffsverkehr auf dem historischen Kanal bestimmte. Der Stecknitzkanal wurde Ende des 14. Jahrhunderts zwischen Lübeck und Lauenburg erbaut, um den blühenden Handel zwischen Nord- und Ostseeraum weiter zu fördern. Besonders für das Salz aus den Lüneburger Salinen wurde der Kanal der maßgebliche Transportweg und löste die Alte Salzstraße zwischen Lüneburg und Lübeck ab. Im Gegenzug wurden Lübecker Waren wie Salzheringe, Felle, Getreide und Holz auf dem Kanal nach Lauenburg transportiert und dort über die Elbe weiterverschifft. Zum Transport dienten flache Kähne, die sogenannten Salzprahme, die wegen der geringen Strömung von Menschen oder Tieren vom Ufer aus gezogen, also getreidelt werden mussten. Nach jahrhundertelanger Nutzung verlor der Stecknitzkanal an Bedeutung und wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch den neu erbauten Elbe-Lübeck-Kanal ersetzt, der Teile des alten Verlaufs übernahm.

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Die Initiative für Lübecks ländlichen Raum e.V. und die Hansestadt Lübeck mit dem Projekt Regiobranding haben es sich zum Ziel gesetzt, an diesen historischen Wirtschaftsraum zu erinnern. Aus diesem Grund sollen plastische Arbeiten mit entsprechendem thematischem Bezug von verschiedenen Künstlern entlang des ehemaligen Kanalverlaufs aufgestellt werden. Die Figurengruppe, die Wiedemann konzipierte, besteht aus drei abstrahierten menschlichen Silhouetten, in deren Köpfen jeweils ein stilisierter Hering als Negativform eingeschnitten ist. Die großen Holzfiguren sind in metallene Geschirre eingespannt, von denen Seile nach hinten ins Leere laufen. Die nach vorne geneigte Haltung der Figuren deutet die schwere Last an, die die Treidler bewegen mussten, um das wertvolle Salz zum Konservieren des Herings an seinen Bestimmungsort zu bringen.

Biografie

Rainer Wiedemann absolvierte sein Kunststudium in Mainz und konnte ab 1969 erste Ausstellungsbeteiligungen vorweisen. 1973 begann er eine Tätigkeit als Kunsterzieher an Gymnasien in Lübeck, arbeitete zugleich aber immer als freier Künstler weiter und stellte vielfach aus. Seit 1996 unterhält Wiedemann auf einem Resthof in Lübeck-Kronsforde ein Galeriehaus mit offenem Atelier und widmet sich seit seinem Ruhestand 2011 ganz seinem künstlerischen Schaffen. Der Künstler ist in nahezu allen Gattungen aktiv und arbeitet mit einer großen Vielfalt von Materialien, sein Werk umfasst Zeichnung, Fotografie, Malerei, Objektkunst und Plastik. Er greift dabei insbesondere gesellschaftspolitische und landwirtschaftliche Themen auf und konzipiert monothematische Ausstellungen und Buchprojekte. Wiedemann engagiert sich seit langem im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) und in der Gemeinschaft Lübecker Künstler, deren erster Vorsitzender er ist.

Stifter
Auftragsarbeit für die Umweltbehörde Lübeck, Projekt Regio-Branding
Kategorie
Freiplastik/-skulptur

Bilder