Künstler:in
Wolf Leo
(* 1942 Berlin, lebt und arbeitet in Berlin)
Titel
Gedenkstele Todesmarsch I / Wegzeichen – Lehm Beton Projekt
Datierung
1999
Technik
Lehm, Beton
Beschreibung

Auf dem Weg zwischen Burgfeld und Burgtor steht eine der zwölf Gedenkstelen, die den Todesmarsch von KZ-Häftlingen 1945 durch Schleswig-Holstein nachzeichnen. Es handelt sich um eine von zwei Gedenkstelen im Lübecker Stadtgebiet, die zweite befindet sich am Tremser Teich. Die übrigen zehn Stelen sind in Bad Schwartau, Bad Schwartau-Rensefeld, Pohnsdorf, Curau, Bokhof, Ahrensbök, Sarau, Siblin, Süsel und Neustadt in Holstein aufgestellt. Als der Gefangenentreck aus den evakuierten Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora im April 1945 Lübeck erreichte, waren von den ursprünglich etwa 1.500 Häftlingen nur noch 500 am Leben. Viele waren an Hunger, Durst, Kälte oder Erschöpfung gestorben, andere, die nicht mehr weiterlaufen konnten, waren von den Wachmännern erschossen worden. Der Treck musste von Lübeck über Bad Schwartau, Pohnsdorf, Curau, Bokhof, Dunkelsdorf, Ahrensbök, Siblin, Sarau, Süsel bis nach Neustadt in Holstein marschieren. Dort wurden die Häftlinge zusammen mit tausenden anderen Gefangenen auf sogenannte KZ-Schiffe gesperrt, die manövrierunfähig in der Lübecker Bucht lagen. Am 3. Mai 1945 bombardierten britische Flieger die vermeintlichen Truppentransporter und versenkten zahlreiche Schiffe, darunter auch die Cap Arcona mit über 4.500 Häftlingen. Mehr als 7.000 Menschen, darunter auch der weitaus größte Teil des Gefangenentrecks aus Lübeck, starben bei diesem Angriff: Sie ertranken, verbrannten oder wurden im Wasser treibend von Jagdfliegern erschossen.

 

Insgesamt zwölf Stelen aus Beton mit eingelassenen Tonplatten und Tonfiguren markieren den Weg, den die Häftlinge gehen mussten. Die frei und aufrecht stehenden Platten sollen Orte des Erinnerns und des Nachdenkens sein. Sie erinnern an die Schuld der Täter, aber auch an die Verantwortung der Nachgeborenen, ein solches Unrecht nie wieder zuzulassen. Der Künstler Wolf Leo erarbeitete zusammen mit 15 Jugendlichen aus Polen, Tschechien, Weißrussland und Deutschland die zwölf Stelen im Rahmen eines Sommercamps. Initiator und Veranstalter war die Gruppe 33, die Arbeitsgemeinschaft zur Zeitgeschichte in Ahrensbök, in Zusammenarbeit mit der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste.

Biografie

1942 in Ost-Berlin geboren, studierte Wolf Leo Grafik und Design an der dortigen Fachschule für Werbung und Gestaltung. Ab 1972 wurde er mit Illustrationen sowie Buch- und Plakatgestaltungen bekannt. Seit Ende der 1970er Jahre arbeitet Wolf Leo als freier Künstler auf den Gebieten Druckgrafik, Installation und Plastik. Das Material steht im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens: Im grafischen Bereich arbeitet er mit den Materialeigenschaften von unterschiedlichen Karton- und Papiersorten, als Bildhauer schuf er in den 1980er Jahren Plastiken aus fragiler Wellpappe und wandte sich in den 1990er Jahren den kontrastreichen Werkstoffen Beton und Lehm zu. Auch Frottagen nehmen einen wichtigen Bereich seines Schaffens ein. Seit Anfang der 1990er Jahre befasst sich der Künstler in seinem Werk vielfach mit der deutsch-deutschen Geschichte und der Wiedervereinigung. Wolf Leo lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Berlin.

Kategorie
Denkmal/Mahnmal
Standort
Burgtorbrücke, Ecke Fährstraße

Bilder