(* 1959 Lübeck, lebt und arbeitet in Barnitz bei Bad Oldesloe)
Der Götterbote Hermes war eine der wichtigsten Gottheiten der griechischen Mythologie, bei den Römern war er unter dem Namen Merkur bekannt. Er galt als Schutzgott des Handels, des Verkehrs und der Reisenden und war insofern ein naheliegendes Thema für ein Kunstwerk im Gebäude der Industrie- und Handelskammer. Thomas Helbing entschied sich für eine Skulptur aus weißem Carrara-Marmor, die die Figur des Hermes in vielfältige Bezüge eingebettet darstellt.
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Das Material Stein steht von jeher mit dem Götterboten in Verbindung. Anfangs wurden zu seiner Verehrung einfache Steinhaufen an Reisewegen aufgeschichtet, später steinerne Pfeiler mit der Darstellung seines bärtigen Kopfes, sogenannte Hermen, aufgestellt.
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In dem Werk von Helbing entwickelt sich die Figur des Hermes aus einem schmalen, annähernd rechteckigen Marmorblock heraus, der in der Mitte fensterartig geöffnet wurde. Laut Aussage des Künstlers steht die unterschiedliche Oberflächenbehandlung des Blocks für die Produktion von Handelsgütern, spielt also auf seine Rolle als Schutzgott des Handels an: die grob behauene Vorderseite symbolisiert den Rohstoff, die glatte Rückseite das fertige, veredelte Handelsprodukt.
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Die Körperhaltung mit angezogenen, verschränkten Beinen soll Hermes beim Binden seiner Sandalen zeigen, also in Vorbereitung zum Aufbruch in seiner Eigenschaft als Bote. Auf der Rückseite der Arbeit, die in der ursprünglichen, quer in den Raum ragenden Aufstellung sichtbar war, bildete Helbing das wichtigste Attribut des Hermes ab, einen Stab, der von zwei Schlangen umschlungen wird. Dieser Stab symbolisiert seine Rolle als Vermittler und Friedensstifter, in vereinfachter Form findet er sich wohl auch in dem Stahlstab wieder, der unten rechts quer durch den Marmorblock geführt wurde.
Nach einer Ausbildung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk von 1978 bis 1981 nahm Thomas Helbing an der Universität Hamburg ein Studium der Kunstgeschichte auf, das er 1987 mit einer Magisterarbeit über den Bildhauer Auguste Rodin abschloss. Von 1988 bis 1994 studierte Helbing Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München und wurde dort 1994 Meisterschüler des österreichischen Bildhauers Professor Hans Ladner. 2002 erhielt er ein Stipendium der Dr. Günther Schirm-Stiftung zur Förderung junger Lübecker Künstler. Bereits ab Mitte der 1980er Jahre präsentierte Helbing sein Werk in zahlreichen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen der Öffentlichkeit. Seit 2007 betreibt der Künstler eine Werkstatt und eine Bildhauerschule in Barnitz. Sein Arbeitsfeld umfasst Skulptur, Plastik, Zeichnung und Radierung. Thomas Helbing ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BKK) und in der Gemeinschaft Lübecker Künstler.