Das ehemals zur katholischen Propsteikirche Herz Jesu gehörende Katholische Gesellenhaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Architekten Carl Mühlenpfordt (1878-1944) erbaut. Die rechte Gebäudeecke der zur Parade hin orientierten Backsteinfassade schmückt die lebensgroße Sandsteinfigur des Hl. Joseph auf steinerner Konsole und unter einem bronzenen Baldachin in Form einer welschen Haube. Der weltliche Vater Christi ist dargestellt als bärtiger Mann in langem, wallendem Gewand, mit seinem Attribut, der Zimmermannsaxt. Seine rechte Hand umschließt den Schaft, seine linke Hand ist stützend unter das gebogene Blatt gelegt. Die katholischen Gesellenhäuser, nach ihrem Initiator, dem katholischen Priester und Sozialreformer Adolph Kolping (1813-1865), auch Kolpinghäuser genannt, boten fahrenden Gesellen Unterkunft und Verpflegung und besserten damit deren bis dahin oft unzulängliche Lebensbedingungen. Von Beruf Zimmermann, galt der Hl. Joseph als Patron der Handwerker, insbesondere der Zimmerleute, zugleich aber auch als Patron der Herbergen und Herbergssuchenden und steht somit in engem inhaltlichem Bezug zur Gebäudefunktion. Die Skulptur wird dem in Lübeck geborenen Bildhauer und Medailleur Hans Schwegerle zugeschrieben, der im selben Jahr die ebenfalls in Sandstein ausgeführte Christus-Statue über dem Portal der neugotischen St.-Lorenz-Kirche schuf.