Der gebürtige Travemünder Erich Prüßing erhielt während seiner Studienzeit an der Münchner Akademie den Auftrag, für die Stadtschule in seinen Heimatort ein Kunstwerk zu schaffen. Sein Lehrer und engagierter Förderer, der Lübecker Bildhauer Otto Mantzel, beschaffte ihm mehrere 400 Jahre alte Eichenbalken aus dem Holstentor, die dort bei Renovierungsarbeiten ausgebaut worden waren. Einen Teil dieses historischen Eichenholzes nutzte Prüßing für das runde Hochrelief, das über dem Eingang des neu errichteten Schulgebäudes angebracht wurde. Es erinnert in seiner Ausgestaltung an ein großes Medaillon und zeigt die Darstellung eines Jungen und eines Mädchens beim gemeinsamen Lernen. Die stark plastische Ausformung der Figuren, deren Oberkörper sich zudem leicht nach vorne neigen, macht sie auch aus der Untersicht gut erkennbar. Die Kinder sind barfuß und in sommerlicher Kleidung wiedergegeben, mit ihren Schiefertafeln auf dem Schoß sitzen sie dicht nebeneinander. Das Mädchen blickt nach unten auf die Tafel und legt einen Zeigefinger mit nachdenklicher Geste an das Kinn. Der Junge wendet sich ihr zu und scheint ihr mit einem Verweis auf ihre Tafel etwas zu erklären. Die vertrauensvolle Nähe der Kinder und die Hand, die er auf ihre Schulter gelegt hat, verdeutlichen die freundschaftliche Bindung der beiden. Der Künstler illustriert hier die Kameradschaft und die Freude am Lernen und Vermitteln, von denen die Schulzeit eines Kindes im besten Fall geprägt sein sollte.