Künstler:in
Günter Grass
(* 1927 Danzig, † 2015 Lübeck)
Titel
Köpfe
Datierung
2001
Technik
Bronze
Beschreibung

In der zweiteiligen Bronze Köpfe verbindet Günter Grass in außergewöhnlicher Weise die allansichtige Freiplastik mit dem Relief. Von der Seite betrachtet, erscheinen das schlanke Bildnis einer Frau mit Haarknoten und das gedrungene Haupt eines Mannes mit kräftigem Hals und Glatze als flächig-reduzierte, aber weitgehend naturalistische Darstellungen. Von vorne besehen sind die Gesichtsformen jedoch unnatürlich schmal, wie durch eine starke Kraft zusammengepresst. Die menschlichen Physiognomien werden zu surreal anmutenden Karikaturen verfremdet. Sie nähern sich der Gestalt des Butts an - einem Fisch, dem Grass sowohl künstlerisch wie literarisch mehrfach ein Denkmal setzte. Derartig surreale Mischwesen, in denen menschliche und tierische oder pflanzliche Formen zu bizarren Kreaturen verschmelzen, tauchen wiederholt auch in anderen Zusammenhängen in seinem Werk auf.

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Die Köpfe sind direkt auf dem Kiesboden des Skulpturengartens einander gegenübergestellt, dennoch findet keine Interaktion zwischen ihnen statt, ihr Blick läuft am Gegenüber vorbei ins Leere. Feine Unterschiede in der Stellung der Augen und Mundwinkel erzeugen je nach Ansichtsseite eine differenzierte Mimik – so wirkt das Frauengesicht auf der einen Seite resigniert, auf der andere Seite besitzt es den Anschein von ruhiger Zufriedenheit.

Biografie

Günter Grass zählt zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts, zudem war er als Bildhauer und Grafiker tätig. Grass entstammte einer Kaufmannsfamilie aus Danzig. Mit fünfzehn Jahren meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und wurde als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Als Siebzehnjähriger diente er 1944 in einer SS-Panzerdivision, 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung strebte er ein Kunststudium in Düsseldorf an, musste aber, da er keinen Schulabschluss nachweisen konnte, zunächst Praktika in Steinmetzbetrieben absolvieren. 1948-1952 studierte Grass Grafik und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, dann wechselte er an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er 1956 sein Studium abschloss. Wenig später konnte er seine Werke erstmals ausstellen, er lebte einige Zeit in Paris und zog dann zurück nach Berlin. 1956 begann Grass auch seine schriftstellerische Laufbahn, in der er sich vorwiegend mit der deutschen Geschichte auseinandersetzte. Nachdem er zunächst Gedichte und Theaterstücke verfasste, gelang ihm mit dem Roman „Die Blechtrommel“ 1959 der Durchbruch. Von nun an stand er als Schriftsteller in der Öffentlichkeit, sein künstlerisches Werk wurde weniger bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre engagierte sich Günter Grass zunehmend politisch, er trat bei Wahlkampfveranstaltungen für die SPD auf, von 1982 bis 1993 war er Parteimitglied. Er äußerte sich in Reden und offenen Briefen immer wieder zu politischen und gesellschaftlichen Kontroversen, auch sein schriftstellerisches Werk war nun vielfach diesbezüglich motiviert. Ab 1972 lebte Grass in Schleswig-Holstein, erst in Wewelsfleth im Kreis Steinburg, ab 1987 in Behlendorf im Kreis Herzogtum Lauenburg. Weiterhin war er künstlerisch aktiv und stellte aus. 1999 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das Lübecker Günter Grass-Haus würdigt seit 2002 sein schriftstellerisches und künstlerisches Schaffen. 2015 verstarb Günter Grass in Lübeck.

Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Glockengießerstraße 21, Günter Grass-Haus, Skulpturengarten

Bilder