(* 1904 Lübeck, † 2001 Lübeck)
Mit dieser maritimen Keramikarbeit orientierte sich der vielseitig begabte Künstler Karl Gieth in Material und Technik an seinen familiär vorgegebenen handwerklichen Wurzeln. Als Sohn des Töpfers und Ofensetzers Robert Gieth war er von Kindesbeinen an mit keramischen Werkstoffen und Fertigungstechniken vertraut, nach seiner malerischen und grafischen Ausbildung absolvierte er Ende der 1930er Jahre selbst eine Ausbildung zum Töpfer und gründete einen Töpfereibetrieb.
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Das rechteckige Wandpanel ist aus 35 handgeformten, quadratischen Fliesen zusammengesetzt und zeigt 16 Darstellungen von Meereslebewesen, die in die noch ungebrannte, rotbraune Keramikoberfläche hineingekratzt wurden. Die Motive sind in einer kindgerecht illustrierenden, linearen Bildsprache ausgeführt, die farbliche Bearbeitung der eingetieften Linien hebt sie optisch hervor. Verschiedene Fischarten, eine Qualle, eine Seeanemone, ein Krebs sowie Seepferdchen und Seesterne zeigen hier – obwohl sorgfältig voneinander getrennt und in eine geometrische Ordnung eingefügt – die bunte Vielfalt des Lebens unter Wasser.
Der deutsche Maler, Grafiker und Keramiker Karl Gieth wurde 1904 als Sohn des Töpfermeisters und Ofensetzers Robert Gieth in Lübeck geboren. Im Anschluss an eine Mal- und Dekorationslehre sowie dem Studium der Malerei, Grafik und Schriftkunst bei Julius Wohlers und Hugo Meier-Thur an der Kunstwerbeschule und späteren Landeskunstschule in Hamburg in den Jahren 1923 bis 1928, arbeitete Gieth als Werbegrafiker in Dortmund, Bonn, Augsburg und Königsberg. 1938 gründete er in seiner Heimatstadt Lübeck die Hansische Bau- und Kunsttöpferei Klippel [&] Gieth und schloss im Folgejahr die Gesellenprüfung als Töpfer ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gieth als freischaffender Maler und Grafiker tätig. Von 1951 bis 1973 wirkte er als Kunsterzieher an der Lübecker Gewerbeschule, am Katharineum und zuletzt 16 Jahre am Carl-Jacob Burckhardt-Gymnasium und arbeitete danach erneut als freischaffender Künstler. 1952 übernahm Gieth den Vorsitz über die Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer, den er 23 Jahre innehatte. Drei Jahre nach seinem Tod ehrte der Verein seinen ehemaligen Vorsitzenden 2004 mit einer Ausstellung seiner Werke im Burgkloster, die mit rund 90 Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafiken und Gemälden einen repräsentativen Querschnitt aller Arbeitstechniken und Schaffensphasen des Künstlers zeigte. Heute können seine Arbeiten nach Absprache in seinem ehemaligen Wohnhaus und Atelier in der Hundestraße 53 besichtigt werden.