Künstler:in
Alf Lechner
(* 1925 München, † 2017 Obereichstätt / Oberbayern)
Titel
Kreis – Halbkreis extern
Datierung
1989
Technik
Stahl
Beschreibung

Alf Lechner hat als Autodidakt zur Bildhauerei gefunden und folgt keiner bildhauerischen Tradition oder Schule. Er arbeitet rein aus dem Material und dessen verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten heraus. Sein plastisches Werk steht der konkreten Kunst nahe, ist jedoch keiner künstlerischen Stilrichtung eindeutig zuzuordnen. In einzelnen Werkkomplexen konzentrierte sich der Künstler auf verschiedenartige, definierte Form- und Materialphänomene; es entstand so ein Œuvre aus disparaten Werkgruppen, die aber immer eine puristisch-minimalistische Formsprache aufweisen. In der eher kleinen Werkgruppe der sogenannten Kreisteilungen, zu denen das Lübecker Werk Kreis – Halbkreis extern gehört, fügte Lechner komplette Kreisformen sowie Teilkreise, also Halb-, Dreiviertel- oder Viertelkreise, und Geraden zu Kompositionen von fragilem Gleichgewicht zusammen. Kreis – Halbkreis extern besteht aus einem vollrunden, schräg aufgerichteten Kreis, der an einem einzigen Berührungspunkt mit einem aufrechten, nach oben offenen großen Halbkreis verschmilzt. Trotz der monumentalen Dimensionen und dem realen Materialgewicht der geschmiedeten Vierkantstäbe erscheint die Plastik als perfekt ausbalancierte Komposition von filigraner Leichtigkeit. Ebenso wie die anderen Werke dieses Werkkomplexes strahlt sie zugleich eine überraschende Sicherheit und Stabilität aus.

Biografie

1925 in München geboren, lernte Alf Lechner schon als Kind bei dem im gleichen Haus wohnenden Maler Alf Bachmann das Zeichnen. Nach seinen Einsätzen im Reichsarbeitsdienst und der Kriegsmarine sowie seiner Kriegsgefangenschaft beschäftigte sich Lechner von 1945 bis 1948 als einziger Schüler von Bachmann mit der Landschaftsmalerei. 1948 begann er eine Schlosserlehre, gründete bald einen eigenen Betrieb, in dem er Ausstellungsarchitektur und Speziallampen herstellte, und war zugleich als Maler und Gebrauchsgrafiker tätig. 1957 entstand Lechners erste abstrakte Stahlskulptur. 1963 gab er seinen Betrieb ab und richtete sich eine Bildhauerwerkstatt in Degerndorf am Starnberger See ein. Seine erste Ausstellung konnte er 1968 in der Galerie Heseler in München beschicken, drei Jahre später erhielt er den Förderpreis der Stadt München. 1973 wurde Lechner mit dem Arbeitsstipendium des Kulturkreises des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ausgezeichnet, wodurch er die Möglichkeit erhielt, in den folgenden Jahren in den Werkhallen der Linde AG Großskulpturen herzustellen und sich mit den Techniken der Industrieproduktion zu beschäftigen. Der Künstler kaufte 1980 ein altes Industriegebäude im oberbayerischen Geretsried und baute es zum Wohnhaus mit Werkstatt um, auf dem Außengelände entstand in den folgenden Jahren ein Skulpturenpark. Mehrere Reisen führten ihn in den 1980er Jahren nach Saudi-Arabien, wo er die traditionelle Lehmarchitektur studierte, und nach Japan, wo er an der Ausstellung „Dreidimensional. Aktuelle Kunst der Bundesrepublik Deutschland“ beteiligt war. 1990/91 nahm Lechner, der neben seinen plastischen Arbeiten auch Zeichnungen und Druckgrafiken schafft, eine Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste München wahr, 1993 wurde er dort zum Honorarprofessor ernannt. Ab 1995 war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Durch eine 1999 von ihm ins Leben gerufene Stiftung wurde 2002 das Alf-Lechner-Museum in Ingolstadt gegründet. Unzählige Ausstellungen zeigten seit 1968 sein Œuvre, zahlreiche Werke Lechners befinden sich im öffentlichen Raum und sind in wichtigen Museums- und Skulpturensammlungen vertreten. 2017 starb der Künstler im oberbayerischen Obereichstätt.

Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Ernst-Ruska-Straße, Campus Lübeck (UKSH), Haus A
Literatur
Dieter Honisch, Alf Lechner. Skulpturen, hrsg. vom Institut für Moderne Kunst Nürnberg, Nürnberg 1990.

Christoph Brockhaus (Hg.), Skulpturen 1990-1995 von Alf Lechner, München/New York 1995.

Bilder