Künstler:in
Titel
Kruzifix – Kopie
Datierung
nach 1510
Technik
Holz, Kopie nach dem Original in Eiche nach 1510, heute im Museumsquartier St. Annen
Beschreibung

Am getreppten Torbogen zu Bruskows Gang sind drei Wappenschilder und ein Kruzifix angebracht. Das Kruzifix, das 1976 durch eine Kopie ersetzt wurde, ist in eine Nische in der Mittelzinne des Pfortengiebels eingelassen. Der Gekreuzigte ist im Dreinagel-Typus, also mit übereinander genagelten Füßen, dargestellt. Dieser Bildtypus kam erst mit der Gotik auf. Der dornengekrönte Christus ist sorgfältig gearbeitet: Die Gesichtszüge, Haare und Bart sind fein herausgearbeitet, der Corpus ist kräftig durchmodelliert. Rippenbogen und Muskelstränge bezeugen das anatomische Interesse des Künstlers. Die Darstellung Christi in all seiner Menschlichkeit spiegelt den Einfluss des Humanismus wider, der sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts auch in Deutschland durchsetzte. Der Mensch wird zum ersten Mal seit der Antike als Individuum wahrgenommen, sein Wert und seine Würde als Einzelwesen neu entdeckt. Der Wohngang wurde 1510 von Johann Bruskow gestiftet. Sein Wappen sowie die Wappen der Nachlassverwalter Lunte und Warmboeke erinnern heute noch an die Stifter. Die Wohnanlage sollte armen Frauen und Witwen eine Wohnung bieten. Und tatsächlich wurde bis 1966 diese Anlage gemäß den Stiftungsregeln nur von Frauen bewohnt.

Kategorie
Bauplastik/-skulptur
Standort
Wahmstraße 47-51, Bruskows Gang, über dem Eingang zur Hofanlage
Eigentümer
Hansestadt Lübeck
Literatur
Lutz Wilde, Das Portal am Bruskows Gang, Wahmstraße 49 in Lübeck, in: Bericht des Amtes für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck, 1975/76.

Jürgen Wittstock, Neuerwerbungen für die mittelalterliche Sammlung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck 1976/77, in: Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte und Altertumskunde, 58, 1978, S. 103-110.

Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650. Kat. Ausst., Landesausstellung Niedersachsen, Braunschweig, 24. Aug. - 24. Nov. 1985, Braunschweig 1985.

Kunst-Topographie Schleswig-Holstein (Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein, hrsg. von Hartwig Beseler, Bd. 1), Neumünster 1989.

Peter W. Kallen, Skulptur am Bau in der Lübecker Altstadt, Lübeck 1990.

Uwe Albrecht, Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur in Schleswig-Holstein. Bd. 1: Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum, Kiel 2005.

Bilder