(* 1955 Zürich, lebt und arbeitet in Wettingen im Kanton Aargau / Schweiz und in Genua)
Sein Material findet Beat Zoderer in der alltäglichen Dingwelt, insbesondere im Bürobedarf oder Baufachhandel. Simple Gebrauchsgegenstände wie Klarsichthüllen, Aktenordner, Klebeband oder Schaumstoffstreifen arrangiert der Künstler zu konstruktivistisch-abstrakten Collagen, Plastiken und Installationen. In seinen Arbeiten nimmt er Untersuchungen zu Oberflächenstrukturen, Farbwirkungen oder Wechselbeziehungen zwischen Raumverhältnissen vor. Durch das Herauslösen der verwendeten Alltagsmaterialien aus ihrem Funktionszusammenhang und ihre Aufwertung zu Kunstwerken spielt Zoderer zugleich mit den Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen der Betrachter, seine Arbeiten beinhalten hinter ihrer perfekten geometrischen Erscheinung oft ein unerwartetes Erkenntnismoment.
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Installative Bodenarbeiten finden sich in seinem Werk seit Mitte der 1990er Jahre - so entstand etwa 1995 eine Arbeit in Kaltplastik im Aargauer Kunsthaus, Aarau, und 1999 eine Bodenzeichnung aus Klebeband im Kunstverein Freiburg. Anlässlich Zoderers Einzelausstellung „Für alle Fälle“, die nach Stationen in Freiburg und Zürich von September bis November 1999 auch in der Lübecker Overbeck-Gesellschaft zu sehen war, wurde die Bodenzeichnung Läufer als temporäre Installation im Schrangen realisiert. Dafür zeichnete der Künstler mittels einer Maschine zum Aufbringen von Fahrbahnmarkierungen auf einer etwa 9 x 20 m großen rechteckigen Grundfläche ein dichtes Geflecht von einander überschneidenden, durchbrochenen Linien in Schwarz, Weiß, Blau, Rot, Gelb und Grün auf den Bodenbelag. Diese an Spielfeld- oder eben Fahrbahnmarkierungen erinnernden Farbstreifen fügten sich zu einem optischen Gewebe, das wie ein bunt karierter Teppich die triste Asphaltdecke des Schrangen bedeckte. Durch die – erwünschte - Vergänglichkeit der verwendeten umweltfreundlichen Farben blieb das Werk nur für wenige Monate bestehen, bevor es nach und nach verblasste.
Der Schweizer Beat Zoderer, 1955 in Zürich geboren, ließ sich zwischen 1971 und 1978 zum Bauzeichner ausbilden und war für verschiedene Architekturbüros tätig, bevor er sich ab 1979 gänzlich der freien Kunst verschrieb. In den 1980er und 1990er Jahren wurde er mit zahlreichen Stipendien und Förderpreisen ausgezeichnet, so 1986 und 1988 mit Atelierstipendien der Stadt Zürich, die ihm Arbeitsaufenthalte in Genua bzw. New York ermöglichten, 1989 bis 1991 jeweils mit den Eidgenössischen Kunststipendium, 1994 und 1998 jeweils mit dem Werkjahr des Kuratoriums des Kantons Aargau und 1998 mit dem Anerkennungspreis der Max Bill Georges Vantongerloo Stiftung. Üblicherweise wird sein vielschichtiges Werk der konstruktiven und konkreten Kunst zugeordnet, jedoch folgt seine Kunst keinen zugrundeliegenden Ideologien oder Utopien. Vielmehr unterläuft Zoderer die strengen Prinzipien der konstruktivistisch-konkreten Kunst durch eine ambivalente Ästhetik und inhaltliche Umdeutungen. Indem er für seine makellosen, geometrisch konstruierten Werke alltägliche Gebrauchsgegenstände verwendet, setzt er sich kritisch, aber durchaus augenzwinkernd mit der Gegensätzlichkeit von Alltag und Kunst, Trivialität und Anspruch, Rationalität und Sinnlichkeit auseinander. Sein Werk wurde bereits in einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, mehrere Arbeiten sind dauerhaft im öffentlichen Raum zu sehen.