(* 1928 Leverkusen, † 2005 Darmstadt)
Ausgehend von den Wandreliefs, die Günter Ferdinand Ris in den 1970er Jahren schuf und zu denen auch die Lübecker Arbeit Flächenraum zählt, gelangte der Künstler in den folgenden Jahren zu seiner Werkgruppe der Lichtwände, Lichtpfeiler und Lichtfelder. Die Lichtwand, die vor der Zentralbibliothek des Lübecker Universitätsklinikum aufgestellt ist, zählt zu den prominentesten Arbeiten dieser Werkgruppe. Das Relief hat sich hier zu einem freistehenden Element mit eigenständigem, architektonischem Charakter weiterentwickelt. Die Doppelansichtigkeit ist allen Lichtwänden eigen: beide Längsseiten bieten eine unterschiedliche Durchgliederung. Die flächigen Außenflanken gehen im Mittelteil über in eine plastische Verdichtung aus konkaven und konvexen Rundungen, die kantig gegeneinander gesetzt wurden. In der Lübecker Lichtwand wird diese Verdichtung zusätzlich durch freistehende Pfeiler akzentuiert. Verstärkt durch die glatte Oberfläche des Edelstahls rufen die plastischen Aufwerfungen Licht- und Schattenzonen hervor, welche sich je nach Lichteinfall und Betrachterstandpunkt in ihrer Erscheinung und Intensität verändern. Diese Einbeziehung des Lichts in die plastische Durchgliederung gab den Lichtwänden ihren Namen. In anderen Arbeiten dieser Werkgruppe verstärkte Günter Ferdinand Ris die Lichtwirkung noch durch die Verwendung unterschiedlicher Materialkombinationen oder künstlicher Lichtquellen.
Günter Ferdinand Ris erhielt seine Ausbildung von 1947 bis 1951 an den Kunstakademien von Karlsruhe, Düsseldorf und Freiburg. Nachdem er zunächst als Maler tätig war, wandte er sich Ende der 1950er Jahre der Bildhauerei zu. Schnell kam Ris zu internationalem Erfolg, 1959 und 1964 war er bereits auf der documenta II und III vertreten. Zahllose Einzel- und Gruppenausstellungen begleiteten seinen Werdegang, zudem erhielt er mehrere Kunstpreise. Seine strengen, aus geometrischen Grundformen entwickelten Plastiken galten in den 1970er Jahren als künstlerische Verkörperung einer funktionalen, unpathetischen politischen Grundhaltung der Bundesrepublik, Ris erhielt verschiedene Aufträge für öffentliche Werke in der Bundeshauptstadt Bonn und in ausländischen Repräsentanzen der Bundesrepublik. Daneben war der Künstler auch als Designer tätig.
Joachim Heusinger von Waldegg, G. F. Ris, Frankfurt 1994.
Boris von Brauchitsch (Hrsg.), Günter F. Ris. Das plastische Werk. 1958-2001, Köln 2002.