(* 1963 Günzburg, lebt und arbeitet in London)
Mit der Wandarbeit Never too late an der Fassade des Overbeck-Pavillons setzte Lothar Götz einen farbgewaltigen Akzent innerhalb des eleganten weißen Gebäudeensembles. Der Künstler nahm die leichte Trapezform der seitlichen Gebäudewand auf und machte sie zum Grundthema seiner Komposition. Er teilte die Fläche in drei horizontale und fünf schräg vertikal verlaufende Bänder, das mittlere horizontale Band wird zudem von einer Diagonale von links oben nach rechts unten durchschnitten. Es ergibt sich ein dynamisches Raster aus unregelmäßigen Trapez- und Dreiecksformen, die Götz in präzise voneinander abgegrenzte Farbfelder verwandelte. Bei seiner Farbwahl beschränkte er sich im Wesentlichen auf Schwarz, Orange, Lachsrosé, Violett und Hellgrün. Schwarz und Orange bilden die Mitte der Komposition, der starke Farbkontrast dominiert als energiegeladenes Kraftfeld die gesamte Zusammenstellung. Ein hellblaues und ein hellgraues Feld rahmen diesen explosiven Mittelpunkt und balancieren die Komposition harmonisch aus; der subtile Farbunterschied dieser beiden Töne sorgt jedoch dafür, dass keine zu stark ausgeprägte Symmetrie entsteht. Das Hellgrün der beiden Felder im unteren Bereich nimmt das Grün der Rasenfläche vor dem Overbeck-Pavillon auf, das Violett im oberen Bereich derselben vertikalen Streifen steht in komplementären Kontrast dazu und zieht die Komposition optisch in die Höhe. Kleine spitzwinklige Dreiecke in Orangerot betonen zusätzlich die Diagonale, die das Raster durchkreuzt. Die zunächst scheinbar simpel konstruierte Farbfeldmalerei offenbart bei genauerer Betrachtung eine geschickt austarierte Komposition aus Formen und Farben, die in ihrem Zentrum von einer rasanten Dynamik geprägt ist und in den Randbereichen eine beruhigte, aber nicht statische optische Wirkung besitzt.
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Götz schuf Never too late zusammen mit der Wandmalerei Sturm und Drang im Foyer des Overbeck-Pavillons im Jahr 2019 unter dem Ausstellungstitel Back to the Future. Er nahm damit Bezug auf die kurz zuvor erfolgte Grundsanierung des Gebäudes und die damit einhergehende äußere Verjüngung dieser traditionsreichen Lübecker Ausstellungsinstitution.
Der aus dem bayerischen Günzburg stammende Lothar Götz studierte von 1983-1988 Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Aachen. Ab 1991 folgte ein Masterstudium im Bereich Ästhetik an der Universität Wuppertal, von 1993-1995 war er Student an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine umfangreiche Ausbildung vervollständigte Götz in London mit dem Masterstudiengang Malerei am Royal College of Art. In London ließ sich der Künstler dauerhaft nieder. Eine rege Ausstellungstätigkeit begleitet seine künstlerische Karriere seit dem Studienabschluss 1998. Seit 2001 lehrt Götz als Dozent an der Universität Sunderland und als Gastdozent an weiteren britischen Hochschulen. Seine Werke im öffentlichen Raum befinden sich u.a. in den U-Bahn-Stationen Haymarket Newcastle und Piccadilly Circus in London. Als temporäre Projekte schuf er 2012/13 das Wandgemälde Crash im Treppenhaus des Künstlerhauses Hannover im Rahmen der Projektreihe „Stufen zur Kunst“, 2019 bemalte Götz mit Dance diagonal die Außenwände der Towners Art Gallery im südenglischen Eastbourne als zeitlich limitiertes Kunstprojekt. Die Gemälde von Lothar Götz sind geometrische Farbfeldmalereien in leuchtenden Farbspektren, in seinen Wandbildern orientiert er sich an den architektonischen Gegebenheiten.