(* 1958 Rostock, lebt und arbeitet in Stralsund)
Eichen- und Ulmenholz sind die bevorzugten Materialien, aus denen der Bildhauer Jan Jastram seine Skulpturen fertigt. Er bearbeitet das Holz mit Kreis- und Motorsäge, teils auch durch das Biegen mittels Gewichten. Seine Offenen Stelen bestehen aus sechs aufrecht nebeneinander aufgereihten Holzbohlen. Durch ihre Breite erscheinen sie, von vorne betrachtet, von monumentaler Schwere zu sein. Die Seitenansicht offenbart jedoch ihre geringe Tiefe, was den Stelen eine überraschende Leichtigkeit verleiht. Unterstrichen wird diese noch durch die leichte Wölbung bzw. Neigung der Bohlen, die die offene Reihung von der Seite betrachtet in eine Fächerform verwandelt. Die Umrisse der einzelnen Stelen sind unregelmäßig und von den individuellen Gegebenheiten des Naturmaterials Holz bestimmt. Auch die Oberflächen weisen deutliche, unregelmäßige Strukturen auf, hier bildet sich direkt der künstlerische Arbeitsprozess mit der Säge ab. Die Gegensätze von naturgegebenen und artefakten Spuren, von Schwere und Leichtigkeit sowie der Kontrast zwischen den archaisch anmutenden Stelen und der konstruktivistisch-klaren Architektur des Gerichtshauses rufen eine spannungsvolle Erscheinung hervor, die sich je nach dem Standpunkt des Betrachters verändert.
Jan Jastram wurde 1958 in Rostock als Sohn der Malerin und Grafikerin Inge Jastram und des Bildhauers Jo Jastram geboren. Seine Geschwister sind der Bildhauer Michael Jastram und die Keramikerin Susanne Rast. 1978/79 begann Jan Jastram ein Architekturstudium an der Hochschule für bildende Künste Dresden, welches er jedoch bald abbrach. Er arbeitete zunächst als Former in der Werkstatt seines Vaters und absolvierte 1982/83 eine Lehre als Tischler und Drechsler. Von 1984 bis 1987 studierte Jastram Bildhauerei an der Fachschule für Angewandte Kunst in Schneeberg/Erzgebirge bei Hans Brockhage. Seit dem Abschluss seines Studiums war er als freischaffender Bildhauer zunächst in Ahrenshoop tätig. 1997 wurde ihm der Caspar-David-Friedrich-Förderpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern verliehen, ein Jahr später erhielt er den Karl-Heinz-Goedtke-Gedächtnispreis. 2000 zog der Künstler nach Schwerin um, 2005 eröffnete er hier eine eigene Galerie. Jan Jastram lebt und arbeitet zur Zeit in Stralsund.