Das Renaissanceportal aus dem Jahr 1587 gehörte ursprünglich zum Amtshaus der Krämerkompanie (Schüsselbuden 24). Im 18. Jahrhundert wurde das Portal durch eine noch heute erhaltene Rokokotür ergänzt. Vor dem Abbruch der Krämerkompanie wurde das Portal 1904 geborgen und in das zwischen 1905 und 1909 errichtete neugotische Paketpostgebäude der Reichspost in der Braunstraße 1-3 eingegliedert. Zwei wuchtige Pilasterhermen flankieren das Rundbogenportal. Schmuckelemente wie Fruchtgirlanden, Beschlagwerkornamentik und Pflanzenornamente zieren die Freiflächen. Über dem auf Löwenkopfkonsolen ruhenden Gebälk ist das Wappen der Krämerschaft zu sehen. Die Waage auf dem Schild ist das Zeichen des Handels. Das Wappen wird von zwei weiblichen Allegorien mit Ruder bzw. Totenkopf flankiert: Sie symbolisieren das aktive Handeln, die Vita activa, und das stille Nachdenken, Vita contemplativa. Über dem Wappen steht in einer Nische eine weitere weibliche Allegorie, die früher eine Waage in Händen hielt. Möglicherweise ist sie als Ergänzung zu den beiden anderen Allegorien zu denken und damit nicht als Personifikation der Gerechtigkeit sondern als Tugend des Maßhaltens, Temperantia, zu verstehen, die Handeln und Denken im Gleichgewicht hält.