Künstler:in
Karl Gieth
(* 1904 Lübeck, † 2001 Lübeck)
Titel
Raumembleme, 10 Städtebilder, 10 Funktionsräume
Datierung
1956
Technik
Sgraffito
Beschreibung

Der Lübecker Künstler Karl Gieth wurde 1956 mit der künstlerischen Innengestaltung der neu errichteten Albert-Schweitzer-Schule beauftragt. Wie ein Jahr zuvor bereits bei dem Schulneubau an der Haferkoppel schuf er eine Reihe von Wandemblemen in Sgraffito-Technik. Zehn dieser Motive dienten als praktische Orientierungshilfen im Schulgebäude, indem sie die Funktionen der Räume kennzeichneten. Zehn weitere [nbsp]Motive zeigten die Silhouetten berühmter Bauwerke unterschiedlicher deutscher Städte und brachten den Schülerinnen und Schülern diese architektonischen Wahrzeichen nahe.

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Für beide Gruppen von Emblemen wählte Gieth starke Hell-Dunkel-Kontraste. Für die Funktionsembleme setzte er jeweils die Darstellung als Negativform in Weiß auf einem dunklen Untergrund um. Stark vereinfachte Motive sorgten für eine klare, unmissverständliche Orientierungsmöglichkeit. Der Künstler zeigte hier sein grafisches Gestaltungstalent, mit dem er kreative motivische Zusammenstellungen fand und humorvoll mit Überschneidungen und Symmetrien spielte. Kochtopf, Kochlöffel, Bratengabel und Schöpfkelle, zu einem symmetrisch-architektonischen Kunstwerk arrangiert, kennzeichneten beispielsweise die Schulküche, eine blühende Pflanze auf grünem Grund, die zum Teil unter einem Vergrößerungsglas zu sehen war, verwies auf den Biologieraum.

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Für die Städtebilder nutzte Karl Gieth ebenfalls die helle Negativansicht des Bauwerks oder stellte umgekehrt das Motiv in Schwarz oder Dunkelbraun auf hellem Grund dar. Die Architekturansichten waren deutlich detailreicher durchgearbeitet als die Funktionsembleme und zumeist nicht ohne Vorkenntnisse zu identifizieren. Dargestellt waren u.a. die Münchner Frauenkirche, das Brandenburger Tor in Berlin, das historische Rathaus in Münster und der Mainzer Dom.

Biografie

Der deutsche Maler, Grafiker und Keramiker Karl Gieth wurde 1904 als Sohn des Töpfermeisters und Ofensetzers Robert Gieth in Lübeck geboren. Im Anschluss an eine Mal- und Dekorationslehre sowie dem Studium der Malerei, Grafik und Schriftkunst bei Julius Wohlers und Hugo Meier-Thur an der Kunstwerbeschule und späteren Landeskunstschule in Hamburg in den Jahren 1923 bis 1928, arbeitete Gieth als Werbegrafiker in Dortmund, Bonn, Augsburg und Königsberg. 1938 gründete er in seiner Heimatstadt Lübeck die Hansische Bau- und Kunsttöpferei Klippel [&] Gieth und schloss im Folgejahr die Gesellenprüfung als Töpfer ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gieth als freischaffender Maler und Grafiker tätig. Von 1951 bis 1973 wirkte er als Kunsterzieher an der Lübecker Gewerbeschule, am Katharineum und zuletzt 16 Jahre am Carl-Jacob Burckhardt-Gymnasium und arbeitete danach erneut als freischaffender Künstler. 1952 übernahm Gieth den Vorsitz über die Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer, den er 23 Jahre innehatte. Drei Jahre nach seinem Tod ehrte der Verein seinen ehemaligen Vorsitzenden 2004 mit einer Ausstellung seiner Werke im Burgkloster, die mit rund 90 Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafiken und Gemälden einen repräsentativen Querschnitt aller Arbeitstechniken und Schaffensphasen des Künstlers zeigte. Heute können seine Arbeiten nach Absprache in seinem ehemaligen Wohnhaus und Atelier in der Hundestraße 53 besichtigt werden.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
Kunst am Bau
Standort
Albert-Schweitzer-Straße 59, Albert-Schweitzer-Schule, Flure
Literatur
Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.