Künstler:in
Günter Grass
(* 1927 Danzig, † 2015 Lübeck)
Titel
Sieben Vögel
Datierung
2006
Technik
Bronze
Beschreibung

Ab Anfang der 1950er Jahre setzte sich Günter Grass immer wieder mit dem Motiv des Vogels auseinander. Ausgehend von zeichnerischen Studien von Hühnern widmete er sich in Zeichnungen, Druckgrafiken und plastischen Werken meist dem Typus eines stehenden Vogels mit langen, schlanken Gliedmaßen. Auch in späteren Jahren griff er dieses Motiv wiederholt auf und ließ die Vögel zum Teil mit menschlichen Figuren zu grotesken Mischwesen verschmelzen.

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„Die Hühnerzeichnungen der Frankreichreise vom Vorjahr wirkten nach; wie mich Hühner und Hähne noch lange, bis hin zu dem Gedicht ‚Die Vorzüge der Windhühner‘, zu Zeichnungen und Lyrik anstiften sollten“, schrieb Grass über die frühen Inspirationen der Jahre 1951/1952 in seinen autobiografischen Erinnerungen „Beim Häuten der Zwiebel“.

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Seine späte Bronzeplastik Sieben Vögel von 2006 zeigt eine Tiergruppe in einer weitgehend naturalistischen Darstellung. Obgleich der Künstler die Beine und Füße der einzelnen Tiere zu abstrahierten, säulenartigen Formen zusammenfasste, stellte er die oberen Körperpartien mit den gereckten oder gebogenen Hälsen, den unterschiedlichen Blickrichtungen und den teils abgespreizten Flügeln lebensnah und mit individuellem Ausdruck dar.

Biografie

Günter Grass zählt zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts, zudem war er als Bildhauer und Grafiker tätig. Grass entstammte einer Kaufmannsfamilie aus Danzig. Mit fünfzehn Jahren meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und wurde als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Als Siebzehnjähriger diente er 1944 in einer SS-Panzerdivision, 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung strebte er ein Kunststudium in Düsseldorf an, musste aber, da er keinen Schulabschluss nachweisen konnte, zunächst Praktika in Steinmetzbetrieben absolvieren. 1948-1952 studierte Grass Grafik und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, dann wechselte er an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er 1956 sein Studium abschloss. Wenig später konnte er seine Werke erstmals ausstellen, er lebte einige Zeit in Paris und zog dann zurück nach Berlin. 1956 begann Grass auch seine schriftstellerische Laufbahn, in der er sich vorwiegend mit der deutschen Geschichte auseinandersetzte. Nachdem er zunächst Gedichte und Theaterstücke verfasste, gelang ihm mit dem Roman „Die Blechtrommel“ 1959 der Durchbruch. Von nun an stand er als Schriftsteller in der Öffentlichkeit, sein künstlerisches Werk wurde weniger bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre engagierte sich Günter Grass zunehmend politisch, er trat bei Wahlkampfveranstaltungen für die SPD auf, von 1982 bis 1993 war er Parteimitglied. Er äußerte sich in Reden und offenen Briefen immer wieder zu politischen und gesellschaftlichen Kontroversen, auch sein schriftstellerisches Werk war nun vielfach diesbezüglich motiviert. Ab 1972 lebte Grass in Schleswig-Holstein, erst in Wewelsfleth im Kreis Steinburg, ab 1987 in Behlendorf im Kreis Herzogtum Lauenburg. Weiterhin war er künstlerisch aktiv und stellte aus. 1999 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das Lübecker Günter Grass-Haus würdigt seit 2002 sein schriftstellerisches und künstlerisches Schaffen. 2015 verstarb Günter Grass in Lübeck.

Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Glockengießerstraße 21, Günter Grass-Haus, Skulpturengarten

Bilder