(* 1911 Berlin, † 1984 Lübeck)
Wie schon für die Wandmalerei Schlaraffenland in diesem Schulgebäude wählte Peter Thienhaus auch für die Stadt unter Wasser eine niedrige, breite Wandfläche, die durch den Türsturz einer mehrteiligen Durchgangstür gebildet wird. Thienhaus entwirft das vielteilige, fantasievolle Panorama einer mittelalterlichen Stadt, die in die Tiefe eines Ozeans versetzt wurde. Die Tore und Türme der Stadtmauer, die Stufengiebelhäuser und gotischen Kirchen zeigen eine große Ähnlichkeit mit dem mittelalterlichen Stadtbild Lübecks, lassen sich aber nicht konkret zuordnen. Welches Schicksal die hier dargestellte Stadt ereilt hat, lässt sich nicht sagen, doch sie scheint sich schon seit längerer Zeit auf dem Grund des Meeres zu befinden. Die Mauern beginnen einzustürzen, große Korallen und Seeanemonen sind gewachsen und alle nur denkbaren Meereslebewesen haben den Ort besiedelt. Ein riesiger Schwertfisch durchschwimmt das große Stadttor, ein gigantischer Krake umschlingt den mächtigen Turm links. Rochen, Seeschlangen, Oktopusse, Seepferdchen, Muscheln, verschiedene Raubfische, Quallen, Krebse und diverse Schwärme kleiner Fische lassen sich in der Szenerie entdecken. Die Spuren menschlicher Besiedelung beschränken sich neben den steinernen Zeugnissen einer ehemals florierenden Stadt auf zwei Holzschiffe, die große Kogge rechts und das schlichte Boot links. Sie scheinen als Wracks von der Wasseroberfläche auf die Türme der unterseeischen Stadt herabgesunken zu sein. Und trotzdem ist dies kein düsterer, unheimlicher Ort. Vielmehr ist alles licht und transparent und die Meereskreaturen sind freundlich und heiter gestaltet. So bietet sich dem Betrachter eine ausgesprochen charmante Szenerie dar, die dazu einlädt, all ihre motivischen Details zu entdecken.
Peter Thienhaus wurde in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er von 1929 bis 1933 an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin u.a. bei Emil Orlik. Nach Abschluss seines Studiums war er erfolgreich als freier Grafiker und Buchillustrator tätig, bis er 1940 für den Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft ließ der Künstler sich 1948 in Lübeck nieder und war hier erst freischaffend, dann in der Bauverwaltung tätig. Ab 1959 arbeitete Thienhaus wieder freischaffend, zahlreiche Studienreisen führten ihn in den Mittelmeerraum und den Vorderen Orient. In den 1960er und 1970er Jahren übernahm der Künstler in Norddeutschland zahlreiche Aufgaben für „Kunst am Bau“ und experimentierte dabei mit vielfältigen Techniken und Materialien. In einer Fülle großer und kleiner Arbeiten ist sein künstlerisches Werk somit bis heute in Lübeck präsent.