Künstler:in
Jan Koblasa
(* 1932 Tábor / Tschechoslowakei, † 2017 Hamburg)
Titel
Die drei Nornen
Datierung
1994
Technik
Anröchter Stein
Beschreibung

Das künstlerische Werk Jan Koblasas kreist um den Menschen und alle großen menschlichen Themen. Figuren der Bibel und verschiedener Mythologien sowie elementare Empfindungen und Erfahrungen wie Einsamkeit, Geborgenheit, Gemeinschaft, Macht, Liebe, Leid und Tod finden ihre Umsetzung in rau-organischen Werken. Deren Bedeutungen und Bezüge zur menschlichen Existenz sind vielfach nicht leicht zugänglich, sie erschließen sich erst bei intensiverer Auseinandersetzung. Die drei Nornen auf dem Petrikirchplatz, drei kantige Steinblöcke, weisen nur Anklänge an menschliche Gestalten auf: Ihre sich nach hinten schräg verjüngenden „Köpfe“ und die nach vorne auskragenden „Knie“ lassen Rückschlüsse auf drei Sitzende zu, die in einem Rund einander zugewandt platziert wurden. Streng, massiv und unverrückbar wachen die so angedeuteten drei Nornen, die Schicksalsgöttinnen der germanischen Mythologie, über die Fügungen des menschlichen Lebens. Keinerlei Handlungen oder Attribute weist Koblasa ihnen zu, sie bestehen allein aus ihrer archaischen, machtvollen Präsenz.

Biografie

Der tschechische Bildhauer, Maler und Grafiker Jan Koblasa studierte von 1952 bis 1958 an der Prager Akademie der Bildenden Künste. In den 1960er Jahren bereiste er Westeuropa. Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes und die Niederschlagung des Prager Frühlings hielten Koblasa von einer Rückkehr in seine Heimat ab. 1968/69 arbeitete er zunächst von Mailand aus und wechselte 1969 nach Kiel, wo er einen Lehrstuhl für Bildhauerei an der heutigen Muthesius Kunsthochschule erhielt. Seine Lehrtätigkeit dort endete erst 1998. Von 2002 bis 2005 lehrte er als Professor für Bildhauerei an der Prager Akademie der Bildenden Künste. Er wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. So erhielt er 2003 die Silberne Medaille der Prager Karlsuniversität für sein Lebenswerk, 2012 wurde sein Œuvre mit einer großen Werkschau auf der Prager Burg gewürdigt.

Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Petrikirchhof, St. Petri, Südseite
Literatur
Manfred de la Motte (Hrsg.), Jan Koblasa (Taschenbuchreihe der Galerie Hennemann Bonn, Nr. 29), Bonn o.J. (1981).

Koblasa - Skulpturen: St. Petri zu Lübeck, Sommer 1994, Kat. Ausst., St. Petri zu Lübeck, Neumünster 1994.

Bilder