Künstler:in
Fritz Behn
(* 1878 Klein-Grabow bei Schwerin, † 1970 München)
Titel
Sterbender Krieger
Datierung
1919
Technik
Muschelkalk
Beschreibung

Die aus ursprünglich weißem Muschelkalk gefertigte Skulptur steht auf einer halbrunden Rasenfläche, gerahmt von altem Baumbestand. In Gestalt eines muskulösen männlichen Aktes mit Stahlhelm ist der sterbende Krieger stilistisch antiken griechischen Giebelfiguren nachempfunden. Den Kopf gesenkt, fasst er sich mit der Linken an die Brust und hält in der Rechten das zerbrochene Schwert. Der breite Oberkörper ist zur Seite gedreht und unterstützt die gestreckte Komposition der vollplastischen Figur, die aus einem sehr flachen Kalkblock gearbeitet ist.

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Das Ehrenmal ist eine Stiftung der Witwe des gefallenen Hauptmanns und Rechtsanwalts Dr. Hermann Küstermann. Die rückwärtige Sockelinschrift erinnert an den Anlass der Aufstellung: „DEM GEDENKEN / DR. JUR. HERMANN KÜSTERMANN / GEFALLEN IM PRIESTERWALD 1915“. Auf der Vorderseite des Sockels ein Vers des Lübecker Schriftstellers Otto Anthes: „DER MIR DER LIEBSTE WAR IHM SEI ES EIN GRVSSEN DER LIEBE / ALLEN DIE FIELEN WIE ER SCHMERZLICHEN DANKES EIN MAL.“ Fritz Behn fertigte noch zwei weitere Gedenksteine an, die im Ehrenhain des Friedhofes stehen.

Biografie

Fritz Behn wurde im Jahr 1878 im mecklenburgischen Klein Grabow bei Krakow am See geboren und starb 1970 im Alter von 91 Jahren in München. Er war ein Enkel des ehemaligen Lübecker Bürgermeisters Heinrich Theodor Behn und verbrachte einen Teil seiner Jugend in dem nach der Familie benannten Haus in der Lübecker Königstraße, dem heutigen Museum Behnhaus Drägerhaus. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München brach Behn im Winter 1907/08 erstmals zu einer Safari nach Afrika auf. Die Faszination für den Kontinent und seine Tierwelt blieb ein Leben lang ungebrochen und prägte sein weiteres künstlerisches Schaffen. Als Tierbildhauer erlangte er früh internationale Berühmtheit. Neben Künstler*innen wie August Gaul, Renée Sintenis oder Rembrandt Bugatti trug er zum Durchbruch der autonomen Tierplastik bei. Daneben schuf er zahlreiche Bildnisbüsten, Denkmäler, Brunnen sowie Grabmale. Nach dem Ersten Weltkrieg vertrat Behn antidemokratische und national-völkische Positionen. 1939 bis 1945 hatte er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien inne. Er stand auf der „Gottbegnadetenliste“ der wichtigsten bildenden Künstler der NS-Zeit.[nbsp] Fritz Behn war eine schillernde Künstlerpersönlichkeit, die sich dem Bannkreis des Imperialismus ebenso wenig zu entziehen vermochte wie dem Faschismus. Die Kunst dieses Kolonialisten, Monarchisten und Republikgegners sieht sich Vorbehalten ausgesetzt, welche nicht zuletzt aus seinen Verstrickungen in den Nationalsozialismus resultieren. Der Ruf eines „Nazi-Bildhauers“ dürfte einer der Gründe dafür gewesen sein, warum ihn die Kunstgeschichte lange ignoriert hat. Erst in jüngster Zeit hat eine Auseinandersetzung mit seiner Person und seinem Werk eingesetzt.

Kategorie
Denkmal/Mahnmal
Standort
Sandberg, Ehrenfriedhof, Grabfeld II
Eigentümer
Hansestadt Lübeck
Literatur
Lübecker Grabdenkmäler von Fritz Behn, in: Vaterstädtische Blätter, hrsg. von der Vaterstädtischen Vereinigung Lübeck, Nr. 24, 29. Aug. 1920, S. 93.

Hans Schroeder, Fritz Behn, in: Der Wagen. Lübecker Beiträge zur Kultur und Gesellschaft, 1938.

Klaus Bernhard, Plastik in Lübeck. Dokumentation der Kunst im öffentlichen Raum (1436-1985) (Veröffentlichungen des Senates der Hansestadt Lübeck, Amt für Kultur, hrsg. von Hans-Gerd Kästner, Reihe B, Heft 8), Lübeck 1986.

Klaus W. Jonas, Der Bildhauer Fritz Behn, in: Der Wagen. Lübecker Beiträge zur Kultur und Gesellschaft, 2000, S. 190ff..

Lübecker Friedhöfe. Ehrenfriedhof, hrsg. von Hansestadt Lübeck, Fachbereich Planen und Bauen, Gesamtleitung Wilfried Fick (Lübeck plant und baut 103), Lübeck 2010.

Bilder