(* 1934 Neuhäuser / Tschechoslowakei, † 2013 Jockgrim bei Karlsruhe)
Auf dem Rasen vor der Agentur für Arbeit zieht die Vitale Liegende von Franz Bernhard die Blicke auf sich. Die monumentale, geschwungene Figur besitzt eine archaische Ausdruckskraft. Ihr Reiz liegt in den Gegensätzen: Die schwere, starre Form scheint sich vom Boden aufzurichten und erweckt den Eindruck von Leichtigkeit und Bewegung. In Bernhards Arbeiten geht es immer um den Menschen, doch der Künstler will den menschlichen Körper nicht nachbilden, sondern ein Zeichen für das Wesen des Menschen entwerfen. Daher besitzt die Vitale Liegende keine menschlichen Proportionen, vielmehr ist sie als „anthropomorphes Zeichen“ zu verstehen. Mit ihrer raumgreifenden Bewegung spiegelt sie das grundsätzlich aktive Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt wider.
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Cortenstahl wird häufig für Skulpturen im Außenbereich verwendet, da er sehr witterungsbeständig ist. Zudem ist die charakteristische Patina für Bernhard ein willkommener Hinweis auf die Vergänglichkeit, die zum Menschsein gehört. Für ihn ist Rost die „ehrlichste Farbe der Welt“.
Der deutsche Bildhauer Franz Bernhard studierte von 1959 bis 1966 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe in der Bildhauerklasse von Wilhelm Loth und in der Werkklasse von Fritz Klemm. 1972 zog er nach Jockgrim im Landkreis Germersheim/Pfalz, wo er bis zu seinem Tod 2013 lebte. Von 1990 bis 1992 war er Mitglied der Akademie der Künste Berlin, und von 1994 bis 2001 erster Vorsitzender des Künstlerbundes Baden-Württemberg. 2004 wurde er mit einer Ehrenprofessur des Landes Rheinland-Pfalz geehrt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter den Preis der Villa Massimo 1969, das Bundesverdienstkreuz 1998 und 2004 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Zuletzt wurde seine Arbeit 2007 mit dem Erich-Heckel-Preis des Künstlerbundes Baden-Württemberg gewürdigt.
Peter Anselm Riedl, Franz Bernhard. Die öffentlichen Arbeiten, Ostfildern 1996.
Franz Bernhard. Der Morat-Block: Skulpturen, Zeichnungen, Radierungen, Kat. Ausst., Heilbronn u.a., Städtische Museen Heilbronn, 2. März - 6. Mai 2001, Heilbronn 2001.
Wolfgang Rothe (Hrsg.), Franz Bernhard. Werkverzeichnis der Skulpturen 1990 bis 2003, Frankfurt a. M. 2004.