(* 1957 Kropp, lebt und arbeitet in Lübeck-Schlutup)
Der Wellenlauf von Winni Schaak entstand im Zuge des Projekts „Lübeck – Stadt der Wissenschaft 2012“, zu der jeder der zehn Lübecker Stadtteile in einem Monat ein Fest rund um die Enthüllung eines wissenschaftlichen Exponats ausrichtete. Der Stadtteil Schlutup stellte dabei im Monat September den Beitrag zu dem Themengebiet Nautik mit dem Theoriebezug Optik. Winni Schaak vereinigte die beiden wissenschaftlichen Themenkomplexe durch die Elemente Welle und Kompass zu einer Installation mit vielschichtigen Bedeutungsebenen, die zugleich dem Betrachter zum Anfassen und Entdecken zur Verfügung steht.
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Auf einer in das Pflaster des Platzes eingelassenen Windrose erhebt sich eine blockhafte, quergelagerte Plastik aus Cortenstahl. An allen Schauseiten ist sie unterschiedlich ausgeprägt, ihre bewegt gestaltete Oberseite bildet einen stilisierten Wellenkamm nach. Sie lässt aus verschiedenen Betrachtungsperspektiven an bedrohliche Wogen, an auffliegende Gischt, geblähte Segel oder einen mächtigen Schiffsrumpf denken und spielt so mit optischen Gesetzmäßigkeiten und Sehgewohnheiten. Zugleich fungiert die Plastik als Kompassnadel: Da sie auf einer drehbaren Achse gelagert ist, kann der Betrachter ihre Ausrichtung auf die Himmelsrichtungen einstellen oder auch die auf der Windrose eingetragenen Namen der Hansestädte anpeilen, mit denen Schlutup bzw. Lübeck in Verbindung stand oder steht. Nun lässt sich wie an einem Kompass ablesen, in welchem Winkel die jeweilige Stadt zum magnetischen Nordpol liegt. Der Wellenlauf macht so dieses für die nautische Wissenschaft unersetzliche Orientierungsinstrument auf spielerische Weise erfahrbar.
Der aus dem schleswig-holsteinischen Kropp stammende Winni Schaak ließ sich nach dem Abitur 1978 zunächst zum Schmied ausbilden. 1984/85 war er als Geselle auf Wanderschaft, 1985 schloss er in Lüneburg erfolgreich die Prüfung zum Schmiede- und Schlossermeister ab. Im Anschluss studierte Schaak Bildhauerei bei Wolfgang Bier an der Fachhochschule in Aachen, wo er 1990 sein Diplom im Fachbereich Objektdesign erhielt. Eine ausgedehnte Studienreise führte den Bildhauer 1990/91 nach Indonesien und Australien, hier erlangte er mit seiner Doppelstele den ersten Platz eines Wettbewerbs in Surfers Paradise bei Brisbane. 1992 ließ sich Schaak als freischaffender Bildhauer zunächst in Hamburg nieder. 2008 bezog er ein Atelierhaus in Lübeck-Schlutup. Im Folgejahr nahm Schaak auch einen Lehrauftrag innerhalb des Projekts ArTeMa (Art, Teaching, Management) wahr, welches von der Handwerkskammer Lübeck und der dänischen Stadt Nakskov initiiert wurde. Seine Werke wurden bisher in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, zahlreiche seiner Plastiken finden sich im öffentlichen Raum in Schleswig-Holstein und Hamburg. Schaak ist Mitglied in der Gemeinschaft Lübecker Künstler.