Künstler:in
Renée Sintenis
(* 1888 Glatz / Schlesien, † 1965 Berlin)
Titel
Daphne
Datierung
1930
Technik
Bronze, vergoldet
Beschreibung

Die Figur der Daphne hat ihren Ursprung in einer Erzählung der griechischen Mythologie, die uns aus den „Metamorphosen“ des römischen Dichters Ovid überliefert ist. Dort wird berichtet, wie sich die keusche Bergnymphe Daphne in einen Lorbeerbaum verwandelt, um sich der Verfolgung durch den in Liebe zu ihr entbrannten Sonnengott Apollon zu entziehen. Zahlreiche Künstler ließen sich durch die Erzählung zu Werken inspirieren. Besondere Berühmtheit erlangte die Marmorgruppe des italienischen Bildhauers Gianlorenzo Bernini (1598-1680). Wie dieser konzentriert sich auch Renée Sintenis in ihrer Darstellung des Themas auf den Augenblick der Metamorphose. Schlank streckt sich der Körper zum Himmel empor, die Füße scheinen im Erdreich zu wurzeln, die Arme gleich Zweigen dem Licht entgegenzuwachsen. Blätter entsprießen der Mitte der Beine, Achseln und Haupt. Bereits 1918 schuf die Künstlerin eine erste, kleinere Version der Skulptur. Die sogenannte Große Daphne entstand zwölf Jahre später nach ihrem Vorbild als Auftragsarbeit der Lübecker Museen.

Biografie

Renée Sintenis, 1888 im schlesischen Glatz als Renate Alice Sintenis geboren, ist uns heute vorwiegend durch ihre kleinformatigen Tierplastiken bekannt. Gegen den Willen der Eltern begann sie ein Studium an der Unterrichtsanstalt der Kunstgewerbeschule in Berlin, die sie ohne Abschluss verlassen musste. Auch mit Unterstützung ihres späteren Ehemannes, des Typografen und Malers Emil Rudolf Weiß, konnte sie sich bald in den Berliner Künstlerkreisen und auf dem Kunstmarkt etablieren. 1931 wurde sie als erste Bildhauerin Mitglied in der Preußischen Akademie der Künste, 1934 von den Nationalsozialisten jedoch aufgrund ihrer jüdischen Abstammung ausgeschlossen. Nach dem Krieg lehrte Sintenis an der Hochschule für Bildende Künste, 1955 erfolgte ihre Wiederaufnahme in die Akademie der Künste. Auf ihrem Entwurf beruht der Goldene Bär, der alljährlich an die Preisträger der Berlinale verliehen wird.

Stifter
Entstanden im Auftrag des Museum Behnhaus
Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Königstraße 3-11, Bürgergärten, Behnhausgarten
Eigentümer
Hansestadt Lübeck
Literatur
Klaus Bernhard, Plastik in Lübeck. Dokumentation der Kunst im öffentlichen Raum (1436-1985) (Veröffentlichungen des Senates der Hansestadt Lübeck, Amt für Kultur, hrsg. von Hans-Gerd Kästner, Reihe B, Heft 8), Lübeck 1986.

Britta E. Buhlmann, Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen, Darmstadt 1987.

Silke Kettelhake, Renée Sintenis. Berlin, Boheme und Ringelnatz, Berlin 2010.

Bilder