Künstler:in
Peter Turpin
(* 1953 London, † Lübeck 2021)
Titel
FRAMEWORK
Datierung
1997
Technik
Verglaste Bilderrahmen und Grafitzeichnung
Beschreibung

Wie bei der gleichnamigen Installation im Kreuzweg handelt es sich auch bei dem FRAMEWORK im Lehrsaalgebäude der Bundespolizeiakademie um ein Werk aus der Serie FRAMEWORKS, die Peter Turpin an unterschiedlichen Orten in individueller Ausprägung ausführte. Das hier vorgestellte Werk ist mehrteilig und zeigt, wie sehr sich die FRAMEWORKS an die räumlichen Gegebenheiten anpassen und sich mit der Architektur verbinden. Es besteht aus einer einteiligen Installation im Erdgeschoss des Lichthofes und einer vierteiligen Installation auf dessen Galerie im ersten Stockwerk. Im Erdgeschoss setzt sich die Fläche aus verglasten Bilderrahmen und ihr darunter liegendes zeichnerisches Ebenbild aus acht quadratischen Elementen zusammen, die sich zu einem großen, im Mittelelement offenen Quadrat fügen, womit Turpin den Grundriss des Akademiegebäudes wiederholt. Auf der Galerie darüber wird dieses Quadrat puzzleartig in vier Teile aufgesplittet, die jeweils mit einer Raumkante verbunden sind. Wie bei allen Arbeiten dieser Werkserie spielt der Künstler mit vielschichtigen Wahrnehmungsebenen: Das Nebeneinander von Wandmalerei und „gerahmter“ Zeichnung, die sich jedoch zu einer makellosen Einheit zusammenfügen; die scheinbar einheitlich glatte Schwärze der Zeichnungsfläche, die erst bei näherem Hinsehen die Struktur der unzähligen Grafitstriche offenbart, aus denen sie sich zusammensetzt; die Zweckentfremdung der Bilderrahmen, die nur scheinbar ihre übliche, schützende Funktion erfüllen, jedoch statt dessen ein künstlerisches Eigenleben führen und die Glasflächen, deren Spiegelung normalerweise als störend empfunden wird, die hier dazu dienen, den Umraum widerzuspiegeln und damit in die Installation einzubeziehen. Diese Vielschichtigkeit ist auch in dem Titel der Werkserie enthalten: Der englische Begriff „framework“ meint den materiellen „(Bilder-)Rahmen“, aber auch die theoretisch-abstrakten Begriffe „Struktur“, „Gefüge“ und „Rahmenbedingung“.

Biografie

Der 1953 in London geborene Künstler Peter Turpin studierte ab 1972 zunächst Bildende Kunst an der Slade School of Fine Art der University of London. Bereits Mitte der 1970er Jahre beschäftigte sich Turpin mit dem Zusammenwirken von Computertechnik und Kunst und schuf computergesteuerte Zeichnungen und Objekte. 1976 nahm er nach seinem Diplomabschluss ein Aufbaustudium im Experimental Studio der Slade School auf, welches er zwei Jahre später abschloss. 1978 siedelte Turpin dauerhaft nach Lübeck über, wo er seitdem als freier Künstler tätig war. Zehn Jahre lang hatte er sein Atelier im Lübecker Beichthaus. 1982 wurde er Mitglied der Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer, 1984 trat er dem Berufsverband Bildender Künstler (BBK) bei. Ab Mitte der 1980er Jahre konzentrierte er sich verstärkt auf raumbezogene Zeichnungen und Objekte. 1987 erhielt Turpin einen Lehrauftrag für Gestaltung und Zeichnen an der Fachhochschule Lübeck. Im Januar 2021 starb der Künstler in der Hansestadt.

Kategorie
Installation/Objekt/Kinetische Kunst
Standort
Ratzeburger Landstraße 4, Bundespolizeiakademie, Lehrsaalgebäude

Bilder