(* 1896 Hamburg, † 1958 Kiel)
Nahe des Aufgangs zur Freilichtbühne am Wall steht das sogenannte Neptun-Werbemal. Alwin Blaue entwarf die formal reduzierte Figur aus Terrakotta. Angebracht ist sie auf einem verklinkerten Sockel. Sie zeigt ein bärtiges Mischwesen mit menschlichem Oberkörper und zwei spiralförmigen, schuppigen Fischschwänzen. Der Dreizack in seiner Rechten weist auf die viereckige Öffnung im Sockel, die ursprünglich der Anbringung von Werbematerial des Theaters diente. Doch der Name des Werkes ist irreführend. Blaue stellt hier nicht den römischen Meeresgott Neptun, sondern den griechischen Meeresdämon Triton dar. Der Sohn des Neptun, halb Mensch halb Fisch, verweist auf die Nähe zum Wasser, das das Theater auf der Wallanlage umgibt. Die Figur wurde bei Villeroy [&] Boch in Lübeck gebrannt und ist rückseitig mit „B 1930“ bezeichnet.
Der in Hamburg geborene Bildhauer, Kunsthandwerker und Keramiker Alwin Blaue studierte nach einer Holzbildhauerlehre von 1919 bis 1924 an der Hamburger Kunstgewerbeschule bei Johann Bossard und Richard Luksch und bis 1926 bei dem Bildhauer Edwin Scharff an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin. Als freier Bildhauer war er 1926 bis 1930 für die Keramik-Werkstätten Villeroy [&] Boch in Lübeck und die Kieler Kunst Keramik, Schwerpunkt Baukeramik, tätig. 1940 erteilten ihm die Nationalsozialisten Berufsverbot. Er zog von Kiel nach Lütjensee/ Stormarn und meldete sich 1943 als Kriegsmaler. Von 1949 bis zu seinem Tod lebte und arbeitete Blaue wieder in Kiel und schuf in dieser Zeit zahlreiche Bauplastiken und Skulpturen für den öffentlichen Raum.
Swantje Schollmeyer, Der Bildhauer, Kunsthandwerker und Graphiker Alwin Blaue. 1896-1958. Leben und Werk, Berlin 2005.