(* 1891 Hagen, † 1976 Lübeck)
Seit 1958 ziert das Stadtsiegel von Curt Stoermer den Eingang zum 1. Polizeirevier der Hansestadt. Auf einem wappenförmigen Schild ist ein stilisiertes Segelschiff dargestellt, auf dem sich links und rechts vom Mast zwei Menschen gegenübersitzen. Beide haben die rechte Hand zum Schwur erhoben. Der Künstler hat die Szene aus eisernen Stegen geformt und mit Eisenplatten hinterlegt. Sie verleihen der Darstellung mehr Plastizität, während die Formensprache auf das Wesentliche reduziert wird. Das fast schwarz anmutende figürliche Ensemble hebt sich scharf vom hellen Hintergrund ab. Dort deutet der Künstler Himmel und Meer in Mosaiktechnik an. Es handelt sich bei der Darstellung um eine moderne Version des mittelalterlichen Stadtsiegels, das für die Hansestadt seit 1256 belegt ist. Das Stadtsiegel zeigt den eidlichen Zusammenschluss der Kaufleute und Schiffseigner zur Hanse, der Handelsgemeinschaft, der Lübeck seinen Aufstieg und Wohlstand verdankte.
Angeregt durch die Gründung des Museum Folkwang in seiner Heimatstadt Hagen und seine Bekanntschaft mit Christian Rohlfs begann Curt Stoermer ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, welches er ab 1909 in Paris an der Académie Colarossi und der Académie Julian fortsetzte. Hier lernte er Heinrich Vogeler kennen und begleitetet ihn 1912 nach Worpswede, wo er sich zu einem Vertreter des Worpsweder Expressionismus entwickelte. Seine erste Einzelausstellung erhielt Stoermer im Oktober 1912 im Folkwang-Museum, auch einige seiner Holzschnitte konnte er in dieser Zeit veröffentlichen, u.a. in der berühmten Berliner Zeitschrift „Der Sturm“. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg machte er die Bekanntschaft des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff, mit dem er eng befreundet blieb. Ab 1921 lebte Stoermer in Lübeck und wandte sich der Glasmalerei zu. Ein Stipendium der Villa Massimo ermöglichte ihm 1931 eine ausgedehnte Studienreise nach Dalmatien und Italien. 1932 gehörte Stoermer zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Werkgruppe Lübeck“. Sein Atelier wurde beim Bombenangriff 1942 zerstört. Nach dem Ende des Krieges erhielt der Künstler zahlreiche Aufträge für Ausschmückungen an öffentlichen Bauten, die noch heute in der Hansestadt zu finden sind.