Künstler:in
Herbert Müller-Fried
(* 1912 Lübeck, † 2007 Bad Schwartau bei Lübeck)
Titel
Wiederaufbau der Stadt
Datierung
1956
Technik
Fresko
Beschreibung

Als erste deutsche Großstadt erfuhr Lübeck Ende März 1942 einen massiven Bombenangriff, der große Teile der Stadt zerstörte. Britische Bomber warfen in der Nacht vom 28. auf den 29. März bei diversen Angriffsflügen etwa 400 Tonnen Brand- und Sprengbomben ab, die Altstadt ging in Flammen auf. Mindestens 300 Menschen verloren ihr Leben, etwa 800 wurden verletzt und 15.000 obdachlos. Neben diesen menschlichen Verlusten war der Schaden an der historischen Architektur und den reichen Kunstschätzen immens. Mehrere von Lübecks Kirchen, Teile des Rathauses und zahlreiche historische Bürgerhäuser brannten aus. Rettungsmaßnahmen und Notprogramme wurden sofort ergriffen, der eigentliche Wiederaufbau der Altstadt begann 1949 und zog sich über viele Jahre hinweg. Die Instandsetzung der historischen Bausubstanz machte Herbert Müller-Fried zum Thema seines heute nicht mehr erhaltenen Freskos.

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Sein Wandbild zeigte das Stadtpanorama von der Untertrave aus, wie es sich zum Zeitpunkt des Entstehens 1956 darstellte. Im Mittelpunkt stand die Ansicht der Westfassade der Marienkirche, an deren linkem Turmhelm die Rekonstruktionsarbeiten gerade im Gange waren. Im Vordergrund war das Holstentor zu erkennen, etwas versetzt dahinter der Stumpf des Kirchturms von St. Petri, der erst relativ spät wieder instandgesetzt wurde. Die Aegidienkirche am rechten Bildrand und die im Hintergrund sichtbare Hüxterbrücke blieben bei den Luftangriffen weitgehend unversehrt, zwischen ihnen sind einige neu errichtete Gebäude zu erkennen, die sich in ihrer Höhe und kubischen Gestalt von den historischen Wohngebäuden abheben. Auch St. Jacobi und das Heiligen-Geist-Hospital in der linken Bildhälfte entgingen der Zerstörung. Ein weiteres markantes Gebäude, das Katharineum, dessen Kirchenschiff auf dem Fresko zwischen Marienkirche und Jacobikirche zu sehen war, wurde hingegen schwer beschädigt. Von den breiten Schneisen der Verwüstung, die die Bomben in den Straßenzügen hinterlassen hatten, war auf dem Wandbild von Herbert Müller-Fried kaum noch etwas zu erahnen. Es bot sich dem Betrachter das Panorama einer Stadt, die die Spuren des Krieges durch Rekonstruktion der architektonischen Wahrzeichen aber auch durch eine moderne, pragmatische Neubebauung tilgte.

Biografie

Herbert Müller-Fried wurde 1912 in Lübeck geboren. Nach einer Lehre als Plakatmaler studierte er von 1934 bis 1937 an der Hansischen Hochschule für Bildende Künste Hamburg. 1938 wurde er zum technischen Zeichner umgeschult und zum Dienst an der Germaniawerft in Kiel und der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik in Lübeck-Schlutup verpflichtet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Müller-Fried als selbstständiger Grafiker für Gebrauchsgrafik und als freier Künstler in seiner Heimatstadt tätig. Zahlreiche Plakate und Broschüren zu Lübecker Veranstaltungen der 1940er bis 1980er Jahre stammen aus seiner Hand. Wandbilder, Beschilderungen und Gedenktafeln des Künstlers finden sich im Lübecker Stadtbild.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
nicht mehr erhalten
Standort
Nicht mehr erhalten, Markttwiete 2-4, ehem. Verwaltungsgebäude II (2003 abgerissen)
Literatur
Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.

Bilder