Künstler:in
Alfred Ross
(* 1927 Essen, † 2007 Kiel)
Dagmar Schulze-Ross
(* 1926 Eisenach, † 2012 Kiel)
Titel
Glasfenster
Datierung
1963
Technik
Glasmalerei
Beschreibung

Dagmar Schulze-Ross und Alfred Ross sind für ihre farbintensiven, oft in Gemeinschaftsarbeit entstandenen Glasarbeiten im öffentlichen Raum bekannt. Auch die Senioreneinrichtung Schönböckener Straße besitzt ein von ihnen geschaffenes großformatiges Fenster, das an zentraler Stelle im Gebäude fein nuancierte Farbakzente setzt. Es wurde im Erbauungsjahr des Seniorenheims 1963 als „Kunst am Bau“ von dem Künstlerehepaar entworfen und von der auf Glasmalerei spezialisierten Hamburger Firma Kuball aus farbigem Antikglas und Bleistegen gefertigt. Die hochrechteckige Glasarbeit ist in neun Segmente unterteilt: Drei große, übereinander angeordnete Felder im Zentrum, die zu beiden Seiten jeweils von einem schmalen Feld flankiert werden. Kühle Blau- und Grüntöne dominieren die aus unterschiedlich großen, unregelmäßig geformten Glaselementen zusammengefügte Komposition. Sie erscheint zunächst vollkommen ungegenständlich, bei näherem Hinsehen lassen sich jedoch die stilisierten Formen von einzelnen Vögeln erkennen. Das Zentrum der Komposition wird von schwarzen Glaskompartimenten dominiert, die in ihrer Gesamtheit als stilisierter Baumstamm mit Ästen gelesen werden könnten. Das Vogelmotiv in weitgehend abstrahierter Landschaft findet sich auch in der zweiten Lübecker Glasarbeit des Künstlerpaares in der Schule Roter Hahn.

Biografie

Der 1927 in Essen geborene Alfred Ross absolvierte 1942 bis 1944 ein Volontariat in der Bühnenbildnerei des Essener Theaters, 1944 studierte er für zwei Semester an der Folkwangschule Essen. Wenige Jahre später lernte Ross bei der Ausführung eines von Willi Baumeister entworfenen Bühnenbildes den Maler persönlich kennen und folgte ihm nach Stuttgart. Hier begann Ross 1950 ein Studium bei Baumeister an der Kunstakademie und lebte und arbeitete in dessen Atelierhaus, wo er auch seine künftige Ehefrau Dagmar Schulze kennenlernte. Mitte der 1950er Jahre entdeckte Ross bei einem Besuch der Kathedrale von Chartres die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Glaskunst und fand in dem dortigen Bodenlabyrinth sein eigenes künstlerisches Hauptmotiv. Ab 1957 erarbeitete er, oft zusammen mit Dagmar Schulze, zahlreiche Werke als „Kunst am Bau“, zumeist Blei- und Dallglasfenster, aber auch Bodenmosaike und Brunnen. Daneben schuf er Gemälde und plastische Arbeiten in unterschiedlichsten Materialien, die zumeist das Labyrinth zum Thema haben. 1960 ließ sich das Paar in Kiel nieder, hier arbeitete Alfred Ross auch als Kunsterzieher am Gymnasium sowie als Kunsttherapeut in der psychiatrischen Nachsorge. Nach der Trennung von seiner Ehefrau lebte Ross von 1986 bis 2001 in seiner Heimatstadt Essen, wo er zu seiner intensivsten malerischen Schaffensphase fand. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Künstler wieder in Kiel, wo er 2007 starb.

Dagmar Schulze wurde 1926 in Eisenach als Tochter des Architekten Edwin Schulze geboren. Sie studierte von 1946 bis 1948 Malerei an der heutigen Muthesius Kunsthochschule in Kiel bei Werner Lange, von 1949 bis 1950 setzte sie ihre künstlerische Ausbildung bei Willi Baumeister an der Kunstakademie Stuttgart sowie bei Ida Kerkovius und Nora Ruthenberg fort. In Baumeisters Atelier knüpfte Schulze nicht nur zahlreiche Kontakte zu anderen Künstlerinnen, sondern lernte dort auch ihren späteren Ehemann Alfred Ross kennen. In den 1950er Jahre führte sie erste Aufträge für Kirchenfenster in Heide und Kiel aus. 1960 ließ sie sich zusammen mit Alfred Ross in Kiel nieder, drei Jahre später heiratete das Paar. In den folgenden Jahrzehnten schuf die Künstlerin, zum Teil gemeinsam mit ihrem Mann, über 40 Arbeiten für „Kunst am Bau“ vorwiegend in Schleswig-Holstein. Neben Bleiglasfenstern umfasst ihr Werk Schliff- und Dallglasfenster sowie Brunnen und Tapisserien. Bis 1983 arbeitete Schulze-Ross auch in der Pädagogik und Heilpädagogik. Nach der Trennung von ihrem Ehemann unternahm sie 1988 eine Reise nach Thailand, es folgte eine intensive Schaffenszeit, in der sie malte, aber auch mit Papier, Naturmaterialien und Glas arbeitete. Ab 1989 führte die Künstlerin weitere Aufträge für Kirchenfenster und Wandbilder aus. Bis kurz vor ihrem Tod war sie künstlerisch tätig, 2012 starb Dagmar Schulze-Ross in Kiel.

Stifter
Neue Heimat – Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft im Lande Schleswig-Holstein
Kategorie
Glasmalerei
Standort
Schönböckener Straße 55, SeniorInnenEinrichtung Schönböckener Straße

Bilder